Vor rund zwei Wochen erlebten wir in Madrid mit dem Ausscheiden aus dem Europapokal nicht nur sportlich einen bitteren Abend. Viele von uns haben durch den Polizeieinsatz in der Halbzeitpause des Spiels unterschiedlichste körperliche Verletzungen aus Spanien mitgebracht. In den zurückliegenden Tagen erreichten uns viele Nachrichten von Euch, mit teilweise haarsträubenden Schilderungen der Vorkommnisse. Die uns dabei übermittelten Bilder und Videos vom Verhalten der Polizeikräfte und Ordner lassen einen fassungslos auf die Bilder starren. Begriffe wie rechtsstaatliches Handeln und Verhältnismäßigkeit der Mittel, scheinen in Spanien weitgehend unbekannt zu sein. Besonders bemerkenswert ist, dass nicht nur die eingesetzten Polizeikräfte ungehemmt vom Schlagstock Gebrauch machten. Auch der von Real Madrid eingesetzte private Sicherheitsdienst, hat erheblich zur Eskalation der Situation beigetragen. Man sollte meinen, in einem Land, das seit 1986 zur Europäischen Union gehört, sind die Artikel der Europäischen Menschenrechtskonvention auch bei der Polizei inzwischen durchgesickert. Davon abgesehen, sollte sich Real Madrid fragen lassen, ob es diesem ehrwürdigen Verein entspricht, seine Gäste so zu behandeln.

Die aktuelle Zwischenbilanz der Attacke weist eine Anzahl von mehreren Dutzend verletzten Bayern-Fans auf. Die Verletzungen reichen von blauen Flecken und Prellungen, über Verstauchungen bis hin zu Platzwunden und Knochenbrüchen. Unter den Verletzten des "Gäste"-Blocks sind Fans, die einen Querschnitt der Bayern-Anhänger abbilden. Nicht nur die aktive Fanszene war betroffen. Es hat einfach jeden getroffen, der einem Schlagstock zufällig in die Quere kam. Es spielte dabei keine Rolle, ob man sich völlig passiv verhielt oder "nur" versuchte, sich zu schützen. Die reine Anwesenheit im Fanblock genügte völlig, um Ziel eines tätlichen Angriffs zu werden. Der Auslöser für den Einsatz der Polizei und Ordner soll nach unseren Recherchen ein ca. 1x1 Meter großes Fan-Banner gewesen sein. Diese Fahne erregte das Missfallen der Polizei, vermutlich, da sie mit einer Fahne der bei Real verbotenen Ultragruppierung "Ultras Sur" verwechselt wurde.

Nach einem solchen Vorfall können wir natürlich nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

Aus diesem Grund haben wir in den letzten Tagen eine Reihe von Kontakten in Richtung Verbände und Politik aktiviert und zudem Verbindung zu Anwälten aufgenommen, um die Möglichkeiten rechtlicher Schritte zu überprüfen. In diesem Zusammenhang haben wir sehr viel Videomaterial gesichtet, versucht Personen auf diesen Videos zu identifizieren. Erwartungsgemäß ist diese Arbeit schwierig. Viele Fans haben sich schon persönlich bei uns gemeldet, aber es gibt noch immer ein paar Lücken, die uns in der Dokumentation Schwierigkeiten machen. Auf vielen Videos sieht man Personen, die gerade attackiert und verletzt werden. Um effektive Maßnahmen ergreifen zu können, müssen wir die betroffenen Bayern-Fans genau identifizieren können. Eine allgemeine Anzeige ist zwar grundsätzlich möglich, jedoch besteht nur geringe Aussicht, damit Erfolg zu haben.

Aus diesem Grund wenden wir uns nochmals mit der großen Bitte an Euch:

Schickt Euer Videomaterial an die C12-Rechtshilfe. Wirklich jeder Ausschnitt hilft. Ganz besonders interessieren uns Videos und Bilder, die den Anfang der Auseinandersetzung zeigen. Also Videos, die schon kurz vor dem Eindringen der Polizei und Ordner in den Block beginnen und zeigen, wie es zur Eskalation der Situation kam.

Darüber hinaus möchten wir Euch ermutigen, selbst Anzeige zu erstatten, wenn ihr verletzt wurdet. Bitte wendet Euch dafür an die C12-Rechtshilfe (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.), damit wir Euch mit einem Anwalt in Kontakt bringen und das beste Vorgehen hierfür abstimmen können.

Zum Schluss möchten wir aber auch einen positiven Aspekt ansprechen und unseren Dank an Personen richten, die uns in dieser Sache sehr gut unterstützt haben:

Zum einen der Sanitätsdienst im Estadio Santiago Bernabéu, der sich unkompliziert und fürsorglich um die Behandlung der Verletzten im Stadion gekümmert hat. Einige Sanitäter waren sich dabei auch nicht zu schade, die Konfrontation mit Polizeikräften und Ordnern zu suchen, die eine Behandlung behindern wollten.

Darüber hinaus danken wir dem Fanprojekt München, das sich nicht nur in Madrid für uns eingesetzt hat, sondern auch jetzt im Nachgang von Mitteln Gebrauch macht, um auf den Vorfall aufmerksam zu machen und Druck auf die Verantwortlichen aufzubauen.

Nicht zuletzt sei hier der FC Bayern und die Fanbetreuung genannt, die sich von Anfang an auf unsere Seite gestellt haben und nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen sind. Danke dafür!

Euer Club Nr. 12
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