Die Frage, wann und in welcher Form wieder Profifußball gespielt werden darf, wurde in den vergangenen Tagen und Wochen viel diskutiert. In der nach wie vor teils unübersichtlichen gesellschaftlichen Situation wurden von verschiedenen Akteuren eine Vielzahl ethischer, epidemiologischer und anderer Argumente ins Feld geführt. Im Folgenden möchten wir uns, als bundesweiter Zusammenschluss der Fanszenen und mit Blick auf die DFL-Vollversammlung, zu dem Thema äußern:
Die Wiederaufnahme des Fußballs, auch in Form von Geisterspielen, ist in der aktuellen Situation nicht vertretbar – schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung. Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft und insbesondere all denjenigen, die sich in der Corona-Krise wirklich gesellschaftsdienlich engagieren. Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne.
Wir vertreten die klare Position, dass es keine Lex Bundesliga geben darf. Fußball hat in Deutschland eine herausgehobene Bedeutung, systemrelevant ist er jedoch ganz sicher nicht. Beschränkungen, die für vergleichbare Bereiche der Sport- und Unterhaltungsindustrie gelten, müssen auch im Fußball Anwendung finden. In einer Zeit, in der wir alle sehr massive Einschränkungen unserer Grundrechte im Sinne des Gemeinwohls hinnehmen, ist an einen Spielbetrieb der Bundesligen nicht zu denken. Wenn seit Wochen über einen Mangel an Kapazitäten bei CoVid-19-Tests berichtet wird, ist die Idee, Fußballspieler in einer extrem hohen Taktung auf das Virus zu untersuchen, schlicht absurd. Ganz zu schweigen von der Praxis eines Fußballspiels mit Zweikämpfen, eines normalen Trainingsbetriebes in Zeiten von Versammlungsverboten und eines gemeinsamen Verfolgens potenzieller Geisterspiele durch Fans.
Die Rede von gesellschaftlicher Verantwortung und Pläne für exklusive Testkontingente (über 20.000 Stück) für den Profifußball passen nicht zusammen. Wir verstehen, dass Vereinsfunktionäre durchaus rechtliche Verpflichtungen haben, im Sinne des finanziellen Wohls ihres Vereins zu handeln. In einer Situation jedoch, in der die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft vor enormen Herausforderungen stehen, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass offenbar sämtliche Bedenken hintenangestellt werden, wenn es darum geht, den Spielbetrieb möglichst lange aufrechtzuerhalten, bzw. erneut zu starten.
Ganz offensichtlich hat der Profifußball viel tieferliegende Probleme. Ein System, in das in den letzten Jahren Geldsummen jenseits der Vorstellungskraft vieler Menschen geflossen sind, steht innerhalb eines Monats vor dem Kollaps. Der Erhalt der Strukturen ist vollkommen vom Fluss der Fernsehgelder abhängig, die Vereine existieren nur noch in totaler Abhängigkeit von den Rechteinhabern.
Die Frage, weshalb es trotz aller Millionen keinerlei Nachhaltigkeit im Profifußball zu geben scheint, wie die Strukturen und Vereine in Zukunft robuster und krisensicherer gemacht werden können, wurde zumindest öffentlich noch von keinem Funktionär gestellt. Das einzig kommunizierte Ziel ist ein möglichst schnelles "Weiter so!", das jedoch lediglich einer überschaubaren Zahl an Beteiligten weiterhin überragende Einkünfte garantiert. Das Gerede von zigtausenden Jobs halten wir schlicht in den meisten Fällen für einen Vorwand, weiterhin exorbitante Millioneneinkünfte für wenige extreme Profiteure zu sichern. Dies zeigt sich auch in der absoluten Untätigkeit des DFB, im Hinblick auf den Fußball unterhalb der 2. Bundesliga. Dass Geisterspiele hier viel stärkere Folgen hätten, als in den Ligen der DFL, wird ausgeblendet. Hauptsache das „Premiumprodukt“ kann weiterexistieren. Hier wird der DFB seiner Rolle nicht nur nicht gerecht, er zeigt auch wiederholt, wessen Interessen er vertritt.
Seit Jahren fordern Fans Reformen für eine gerechtere Verteilung der TV-Einnahmen und kritisieren die mangelnde Solidarität zwischen großen und kleinen Vereinen. Wir weisen auf Finanzexzesse, mangelnde Rücklagenbildung und die teils erpresserische Rolle von Spielerberatern hin. Die Gefahr der Abhängigkeit von einzelnen großen Geldgebern haben wir anhand von Beispielen wie 1860 München, Carl Zeiss Jena und anderen immer wieder aufgezeigt.
Spätestens jetzt ist es aller höchste Zeit, dass sich Fußballfunktionäre ernsthaft mit diesen Punkten auseinandersetzen. Die jetzige Herausforderung ist auch eine Chance: Die Verbände sollten diese Krise als solche begreifen und die Strukturen des modernen Fußballs grundlegend verändern. Es ist höchste Zeit!
In diesem Zusammenhang fordern wir:
- Der aktuelle Plan der DFL, den Spielbetrieb im Mai in Form von Geisterspielen wieder aufzunehmen, darf nicht umgesetzt werden. Wir maßen uns nicht an, zu entscheiden, ab wann der Ball wieder rollen darf. In einer Situation, in der sich der Fußball auf diese Weise so dermaßen vom Rest der Gesellschaft entkoppeln würde, darf es jedoch nicht passieren.
- Eine sachliche Auseinandersetzung mit der aktuellen Lage muss forciert und eine Abkehr vom blinden Retten der TV-Gelder vollzogen werden. Auch ein möglicher Abbruch der Saison darf kein Tabu sein, wenn die gesellschaftlichen Umstände es nicht anders zulassen. In diesem Fall sollten nicht nur Horrorszenarien in Form von drohenden Insolvenzen skizziert werden, sondern Lösungsmöglichkeiten in Form von Förderdarlehen, erweiterten Insolvenzfristen und anderen Kriseninstrumenten, denen sich auch die restliche Wirtschaft stellt, diskutiert werden.
- Eine kommende Lösung muss maximal solidarisch sein. Es darf unter den Vereinen keine Krisengewinner und -verlierer geben. Die Schere zwischen "groß" und "klein" darf nicht noch weiter auseinandergehen. Ausdrücklich schließen wir damit auch die Vereine der dritten Liga und der Regionalligen mit ein, für die Geisterspiele ohnehin keine Option sind.
- Die Diskussion über grundlegende Reformen, um den Profifußball nachhaltiger und wirtschaftlich krisensicherer zu gestalten, muss jetzt beginnen. Sie darf nicht nur von Fans und Journalisten geführt werden, sondern ist die zentrale Aufgabe der Verantwortlichen der Clubs und Verbände. Strukturen und Vereine müssen auf einen finanziell und ideell sicheren Boden zurückgeholt werden. Dabei muss die 50+1-Regel weiterhin unberührt bleiben.
Die Phase einer von der restlichen Gesellschaft komplett entkoppelten Fußballwelt muss ein Ende haben!
Fanszenen Deutschlands im April 2020
Vor wenigen Tagen erreichte uns die Nachricht, dass ein Fan des FC Bayern aufgrund eines Spruchbands mit dem Inhalt "Bayern Amateure gegen Montagsspiele", das während dem Heimspiel der Bayern Amateure gegen Halle an einem Montag Abend gezeigt wurde, ein Hausverbot erhalten hat: footballislife.blogsport.de/2020/03/25/stellungnahme-zum-hausverbot-wegen-bayern-amateure-gegen-montagsspiele.
Der Club Nr. 12 möchte sich zu dem Hausverbot wie folgt äußern:
Erst kürzlich äußerten sowohl DFB als auch DFL, dass Spruchbänder und auch öffentlich geäußerte Kritik seitens der Fans vollkommen in Ordnung gehen und auch zum Fußball dazu gehören.
Dass nun der FC Bayern, vertreten von den Herren Karl-Heinz Rummenigge und Jan-Christian Dreesen einem Fan ein Hausverbot auferlegt, da er beim Spiel der Bayern Amateure gegen Halle beim Aufhängen eins Spruchbandes beteiligt war, halten wir daher für in jeder Hinsicht falsch.
Der FC Bayern hat mit der Bestrafung eines einfachen Fans jedes Maß vermissen lassen. Nicht nur ist eine Kritik an Montagsspielen völlig legitim und sollte auch jedem Einzelnen erlaubt sein. Mehr noch drängt sich der starke Verdacht auf, dass der FC Bayern dieses Spruchband zum Anlass nimmt, einen kritischen Fan, dessen Gruppe immer wieder das Katar-Engagement des Vereins kritisiert hat, mundtot zu machen. Dies kann nicht akzeptiert werden. Die freie Meinungsäußerung muss auch dann akzeptiert werden, wenn es dem Vorstand und Präsidium des FC Bayern inhaltlich nicht gefällt.
Wir sehen die Gefahr, dass dieses Beispiel, wenn man es durchziehen sollte, Schule machen könnte. Das heißt, Fans könnten mit vorgeschobenen Argumenten von Spielen des Vereins ausgeschlossen werden, wenn dem Verein die Meinung dieser Fans nicht passt.
Wir fordern daher den FC Bayern auf, die freie Meinungsäußerung im Stadion, aber auch im Umfeld des Vereins zu tolerieren und das Hausverbot mit SOFORTIGER Wirkung zurückzunehmen.
Club Nr. 12, München den 26.3.2020
Servus Bayernfans,
was für uns vor zwei Wochen noch das Wichtigste war, spielt erst mal keine Rolle mehr und wir sehen uns mit einer Situation konfrontiert, die sich in dieser Form wohl nur die Wenigsten wirklich vorstellen konnten.
Erstmal vorweg: Das Wichtigste zu dem jede*r seinen Teil beitragen kann ist Social Distancing. Vermeidet Menschenansammlungen, bleibt einfach mal daheim und überlegt Euch, ob das Treffen mit euren Spezln derzeit unbedingt nötig ist. Auch wenn sich die Meisten von uns nicht in der besonders gefährdeten Gruppe befinden, sollten wir alle dazu beitragen, die Ansteckungsmöglichkeiten so gering wie möglich zu halten und so die Ansteckungsrate soweit es geht zu verlangsamen.
Was können wir darüber hinaus noch unternehmen?
Eine weitere Institution die Nachbarschaftshilfe anbietet, halten wir für nicht unbedingt nötig. Es gibt bereits unterstützenswerte Aktionen und Projekte, bei denen sich schon Leute von uns engagieren und jede*r gerne mitmachen darf.
Ihr könnt Euch hier beispielsweise an die Solidarische Nachbarschaft München wenden:
Bedenkt, dass ein großer Teil der Menschen, die jetzt Hilfe benötigen können, nicht im Internet aktiv sind. Ein Hilfsangebot im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses kann da manchmal hilfreicher sein. Vorlagen findet Ihr hier, hier und hier.
Außerdem treffen die Einschränkungen auch ganz besonders Hilfseinrichtungen und die Menschen, die auf sie angewiesen sind. Ein Beispiel dafür ist die Münchner Tafel. Viele Helfer hier sind im höheren Alter und zählen damit zur Risikogruppe. Unterstützung von jüngeren Menschen ist gefragt, um Menschen, die es gerade in Zeiten von Hamsterkäufen besonders schwer haben, genügend Lebensmittel zu bekommen, zu helfen. Eine gute Gelegenheit für gesunde Menschen sich einzubringen.
Bayernfans außerhalb Münchens können auch bei ihrer Tafel vor Ort nachfragen. In vielen Landkreisen gibt es gerade einen Engpass an Helfern.
Außerdem gibt es auch beim Bayerischen Roten Kreuz Bedarf. Die Versorgung von chronisch Kranken und Verletzten mit Blutkonserven kann zwar momentan gewährleistet werden, aber es zeichnet sich ein Abwärtstrend bei den Blutspenden ab. Wenn Ihr gesund seid, könnt Ihr helfen, indem ihr Blut spendet.
Wenn man in die Zukunft blickt, wird voraussichtlich gerade das Personal in unseren Krankenhäusern und Arztpraxen an seine Grenzen kommen. Wenn jemand Ideen hat, was wir auf die Beine stellen können, um den Engeln in Weiß unter die Arme zu greifen, kann der/diejenige sich gerne melden. Schreibt uns einfach an:
Club Nr. 12 und die Gruppen der Südkurve
Nun ist es also soweit, die Spiele unseres Vereins finden, Stand heute, über einen Monat ohne uns statt. Wie vermutlich in vielen anderen Szenen, führte das in den letzten Tagen zu einigen Diskussionen, wie damit umzugehen sei. Mit dieser Mitteilung wollen wir über unser Vorgehen informieren und dazu anregen, sich mit dem Thema über den eigenen Tellerrand hinaus zu beschäftigen.
Vorneweg:
- Wir erheben nicht den moralischen Zeigefinger. Alle Fans müssen für sich selbst entscheiden, wie sie auf die momentanen Maßnahmen reagieren.
- Wir sind keine Experten und kennen uns weder mit Virologie noch mit Pandemieforschung besonders gut aus.
Womit wir uns auskennen ist Solidarität, und die kommt uns in der momentanen Diskussion oft zu kurz. Blickt man nach Italien sehen wir ein Land im Lockdown, in dem sich gleichzeitig viele Menschen, explizit auch Ultras, maximal solidarisch verhalten und ihr eigenes Sozialleben hinten anstellen, um die weitere Ausbreitung des Virus' zu verhindern.
Dabei geht es nicht um die Angst selbst zu erkranken, sondern um den Schutz von Risikopatienten und darum, die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Da nicht auszuschließen ist, dass in Deutschland eine ähnliche Entwicklung der Infektionszahlen stattfindet, erscheinen uns die Maßnahmen, Großveranstaltungen abzusagen und das eigene Reiseverhalten zu überdenken, sinnvoll.
Wir werden daher nicht organisiert nach Berlin reisen und auch die weiteren Spiele nicht gemeinsam vor den Stadiontoren verbringen. Wir kritisieren allerdings die momentane Lösung der Geisterspiele und fordern die Verbände eindringlich dazu auf den Spielbetrieb auszusetzen. Viele Fans opfern seit Jahren einiges, sowohl finanziell als auch zeitlich, um ihrem Herzensverein überall hin zu folgen. Diese Möglichkeit wird uns nun genommen, den Vereinen fehlen die Einnahmen und den Mannschaften die Unterstützung in der entscheidenden Phase der Saison. Fußball ohne Fans ist wertlos!
Auch in Bezug auf die Vereine ist das aktuelle Vorgehen unsolidarisch. Vereine wie der unsere können ausbleibende Zuschauereinnahmen deutlich leichter kompensieren und werden daher am Ende Wettbewerbsvorteile gegenüber kleineren Vereinen haben.
Unserer Meinung nach wird dadurch auch die Krankheit des Systems offensichtlich. Hauptsache alles geht seinen Weg, die Auswirkungen auf die kommende Saison sind gering, und die sinnlos aufgeblähte EM als Prestigeobjekt der korrupten UEFA im Sommer kann durchgeführt werden. Fans und die Seele des Fußballs sind, wie so oft, zweitrangig. Hinzu kommt, dass eine Aussetzung unumgänglich wird, sobald auch Mannschaften und Verantwortliche betroffen sind. Erste Fälle bei Hannover 96 und Juventus gibt es ja bereits, für uns ist es nur eine Frage der Zeit, bis weitere hinzukommen.
Schon jetzt zeigt sich an ersten Beispielen (verweigerte Landeerlaubnis für AS Rom, Ausstieg aus internationalen Wettbewerben durch Inter), dass die Wettbewerbsgleichheit nicht mehr gewährleistet ist.
Die momentanen Maßnahmen verschieben die Problematik also nur, statt sie zu lösen. Die "Lösung" der Geisterspiele ignoriert zudem komplett, dass Fußball auch abseits des Stadions eine massive soziale Komponente darstellt. Auch bei Geisterspielen treffen sich Fans in Kneipen und Wohnzimmern. Auch eine prall gefüllte Kneipe zur Primetime beim Spiel Dortmund gegen Bayern oder bei den anstehenden Europapokalpartien ist nicht zuträglich in Hinblick auf die Verbreitung des Virus'.
Die Ausstrahlung einer Konferenz im Free-TV ist dabei nur eine symbolische Maßnahme. Gerade zu Topspielen wird es Fußballfans trotzdem in die Kneipen ziehen.
Abschließend möchten wir noch darauf aufmerksam machen, dass alle Maßnahmen bereits dadurch ad absurdum geführt werden, wenn sich Fans vor dem Stadion sammeln, wie z. B. in Valencia diese Woche vor dem Spiel gegen Atalanta Bergamo oder in Paris beim Spiel gegen Borussia Dortmund.
ABSAGE ALLER SPIELE – SOFORT!
Club Nr. 12 und die Gruppen der Südkurve
Servus,
zu den Vorkommnissen beim gestrigen Spiel in Sinsheim nehmen wir wie folgt Stellung:
Der Club Nr. 12 versteht sich als die Vereinigung der aktiven Bayernfans. An dieser Stelle der Vollständigkeit halber noch einmal: Der Club Nr. 12 distanziert sich ausdrücklich von jeder Form von Rassismus, Sexismus, Homophobie und Diskriminierung.
Die optischen Aktionen des Club Nr. 12 haben sich beim gestrigen Auswärtsspiel auf die Choreographie zum 120. Geburtstag beschränkt. Die gezeigten Spruchbänder stammen nicht vom Club Nr. 12. Der Club Nr. 12 distanziert sich von den gezeigten Beleidigungen.
Die anschließenden Reaktionen ("hässliche Fratze des Fußballs", "Tag X" usw.), sind allerdings übertrieben und unglaubwürdig. Bei fast jedem Spiel in der Bundesliga und auch weit darunter gibt es Spruchbänder und Banner. Oft genug leider mit beleidigendem Inhalt.
Auch die persönliche Meinungsäußerung vieler Stadionbesucher zeichnet sich nicht selten durch Beleidigungen aus. Solche Beleidigungen werden im Fußballalltag als selbstverständlich hingenommen und sind bei fast jedem Fußballspiel präsent (z.B. wird Timo Werner nicht selten als Hurensohn besungen, BVB-Hurensöhne erklingt an fast jedem Spieltag).
Das ist selbstverständlich kein Freifahrtschein für Beleidigungen aller Art, aber eben wichtig für die Gesamtbetrachtung. Es ist aus unserer Sicht durchaus zu hinterfragen, aus welchen Gründen nun aufgrund Beleidigungen einer einzelnen Person Exempel statuiert und sogar die vom DFB noch vor wenigen Monaten aufgehobenen Kollektivstrafen wieder eingeführt werden (Dortmunder Fans sind für mindestens 2 Jahre aus Hoffenheim verbannt).
Gerade in den letzten Wochen hätte es genug rassistische und sexistische Vorfälle in deutschen Fußballstadien gegeben, bei denen man ein Exempel hätte statuieren können. Man denke etwa an die Beleidigungen von Torunarigha beim DFB-Pokal Schalke gegen Hertha oder von Kwadwo in Münster. In beiden Fällen gab es aber gerade keine Spielunterbrechungen, auf Schalke noch nicht einmal eine Stadiondurchsage. Wenn es aber um einen Mäzen geht, dessen Unternehmen rein zufällig auch noch ein wichtiger und finanzstarker Partner des DFB ist, soll nun eine Grenze überschritten sein.
Sollten DFB und DFL künftig mit gleicher Konsequenz gegen jedwede diskriminierende, beleidigende, rassistische, homophobe, antisemitische und sexistische Äußerungen vorgehen, hätte der gestrige Tag – neben dem fantastischen Fußball unserer Mannschaft in den ersten 75 Minuten – einen weiteren positiven Aspekt.
Club Nr. 12
Am 03.09.2019 werden die Geschäftsführer und Sicherheitsbeauftragten der bayerischen Profifußballvereine mit Vertretern des bayerischen Innenministeriums zusammenkommen, um sich über sicherheitsrelevante Themen im Rahmen von Fußballspielen auszutauschen.
In den vergangenen Jahren wurde in der öffentlichen Berichterstattung und durch Äußerungen von Politikern teilweise der Eindruck vermittelt, der Stadionbesuch sei mit Gefahren für Leib und Leben verbunden. Es wurde des Öfteren eine neue Dimension von Gewaltkriminalität heraufbeschworen. In regelmäßigen Abständen werden noch härtere Strafen für "die sogenannten Fans" gefordert, abstruse Sanktionen, wie beispielsweise Führerscheinentzüge, umgesetzt und ganze Fanlager kriminalisiert. Insbesondere aktive Fußballfans werden häufig als Gefahr für den "normalen" Stadionbesucher dargestellt.
Doch wie stellt sich die Situation in den bayrischen Stadien tatsächlich dar? Sind die o.g. Szenarien tatsächlich mit Zahlen zu belegen? Müssen fußballbegeisterte Menschen tatsächlich Angst haben, ein Stadion zu betreten und ist die, oftmals hysterisch geführte, Debatte über Fußballfans gerechtfertigt? Um Antworten zu erhalten, stellte Maximilian Deisenhofer, MdL (Bündnis 90/Die Grünen) im bayerischen Landtag eine schriftliche Anfrage an die Staatsregierung.
Der Antwort auf diese Anfrage ist zu entnehmen, dass in der Saison 2018/19 in Bayern ca. 3,6 Mio. (2017/18: ca. 3,4 Mio) Zuschauer die Fußballspiele der Bundesliga, der 2. Liga, der 3. Liga sowie der Regionalliga besuchten. Die Staatsregierung führt aus, Kenntnis darüber zu besitzen, dass sich hierunter 32.313 (30.169) gewaltbereite Fans der Kategorie B und 4.137 (3.794) gewaltsuchende Fans der Kategorie C befinden. Angaben, die bei den folgenden Zahlen zu großer Verwunderung führen.
Im genannten Zeitraum weist die zitierte Statistik 477 (556) Straftaten auf, wobei weder kenntlich ist, um welche Delikte es sich handelt, noch ob die Beschuldigten lediglich angezeigt oder bereits rechtskräftig verurteilt wurden. Des Weiteren zählt die Statistik 88 (98) verletzte Stadiongäste, was einem Anteil von 0,0024 % (0,0029 %) entspricht. Zieht man hiervon die 25 Personen ab, die durch Pfefferspray bzw. Reizgas – und damit durch die Polizei – verletzt wurden, verbleiben 63 Personen. Auch bei diesen 63 Personen ist nicht ersichtlich, ob die Verletzungen durch Gewalteinwirkung (durch gegnerische Fans oder die Polizei), durch Bienenstiche oder beispielsweise Kreislaufbeschwerden resultieren.
Um die Zahlen, und damit die Sicherheit bei Fußballspielen, einschätzen zu können, soll ein Vergleich mit einer anderen Großveranstaltung bemüht werden. Hierbei werden auf die Vergleichszahlen des Münchner Oktoberfestes 2018 zurückgegriffen, bei welchem die Polizei von einer ruhigen und im Wesentlichen friedlichen Wiesn spricht (siehe muenchen.tv und sueddeutsche.de).
Fußballspiele | Oktoberfest | |
---|---|---|
Besucher (insgesamt) | ca. 3,6 Mio. | ca. 6,3 Mio. |
Straftaten (absolut) | 477 | 994 (inkl. 1x Körperverletzung mit Todesfolge) |
Straftaten (auf 100.000) | 13,25 | 15,78 |
Verletzungen Gäste (absolut) | 88 | 3.333 (davon 717 durch Alkohol) |
Verletzungen Gäste (auf 100.000) | 2,44 | 52,90 |
Der Statistik ist zu entnehmen, dass sich die Anzahl der begangenen Straftaten lediglich marginal unterscheidet. Allerdings hat das Oktoberfest im anteiligen Vergleich zu Fußballspielen mehr als 20 Mal so viele Verletzte vorzuweisen.
Unser Ansinnen ist es natürlich nicht, repressivere Maßnahmen auf Volksfesten anzuregen, denn im selben Maße, wie sich die Besucher dort sicher fühlen, verhält es sich im Fußballstadion.
Und trotz der aufgeführten Statistik verschließen wir als Fanhilfen nicht die Augen davor, dass der Fußball in Deutschland nicht gewaltfrei ist – wie es eben auch die Gesellschaft nicht ist. Durch die wiederholte Reduzierung einer ganzen Fangemeinschaft auf wenige, vorgeblich problematische Verhaltensweisen, werden viele positive Aspekte (z.B. soziales Engagement, Ehrenamt, Kreativität) im Sozialisationsfeld Fußball in den Hintergrund gedrängt.
Wir fordern Behörden und Ministerien auf, sich differenziert mit Fanverhalten auseinanderzusetzen und einen sachlichen Diskurs anzustreben.
Im Zuge dessen sind darüber hinaus sowohl die Art und Anzahl, als auch die Einsatzstrategien der an Spieltagen eingesetzten Polizeieinheiten zu hinterfragen. In anderen Bundesländern wurden bereits positive Erfahrungen mit Pilotprojekten gemacht, bei denen die Polizei an Spieltagen defensive Einsatzstrategien verfolgt und sich lediglich im Hintergrund hält.
Das o.g. Treffen vom 03.09.2019 zum Anlass nehmend, stellen wir folgende Forderungen an die Vertreter des bayerischen Innenministeriums:
- Versachlichung der Debatte um Fanverhalten und Fankultur
- Wertschätzung anstelle von Kriminalisierung aktiver Fußballfans
- Reduzierung der Anzahl polizeilicher Einsatzkräfte bei Fußballspielen – angepasst an die aktuellen Rahmenbedingungen in bayrischen Stadien
- Abbau der unverhältnismäßigen Repressionsspirale (insbesondere Betretungs- und Stadionverbote)
Wir erwarten zudem von den Vertretern des bayerischen Innenministeriums sowie der Profifußballvereine im Nachgang des Treffens eine objektive und öffentliche Positionierung zur Debatte "Sicherheit beim Fußball".
Mit freundlichen Grüßen
1860 München: Blaue Hilfe
Augsburg: Rot-Grün-Weiße Hilfe
Bayern München: Südkurve München
Fürth: Weiss-Grüner Hilfefonds
Nürnberg: Rot-Schwarze Hilfe
Regensburg: Fanhilfe Regensburg i.G.
Unterhaching: Südtribüne Unterhaching
Würzburg: Dallenberg Supporters Club
Wir gedenken heute unserem unvergesslichen Trompeter Manni, der die FC Bayern Fanszene vor einem Jahr leider viel zu früh verlassen musste.
Unser Dank geht dabei insbesondere an Siglinde, die Manni nicht nur in seinen letzten Lebensjahren stets zur Seite stand, sondern nun auch seine Ruhestätte mit Liebe pflegt und gestaltet.
Wir freuen uns über Spenden zur Grabpflege (Club Nr. 12, IBAN DE94 7019 0000 0501 5112 54, Betreff "Manni") oder an das Christophorus Hospiz bzw. die deutsche PSP Gesellschaft.
Servus Bayernfans,
die Anmeldung für unseren schon traditionellen Sonderzug zum Pokalfinale nach Berlin ist ab sofort möglich. Wie üblich wird der Zug wieder von Fans für Fans organisiert.
Da durch Vorabzusagen von Großgruppen die Mindestteilnehmerzahl bereits erreicht ist, haben wir den Zug schon fest gebucht, er wird also auf jeden Fall stattfinden.
Alle nötigen Infos sowie die Anmeldung findet ihr unter auswaerts.clubnr12.org.
Euer
Club Nr. 12 Auswärtsteam
Servus Bayernfans,
derzeit beherrschen Diskussionen um eine weitreichende Reform der europäischen Club-Wettbewerbe die Sportseiten vieler Zeitungen. Bekanntlich ist dies nicht das erste Mal in den letzten Jahren, dass über die Einführung einer europäischen Super League diskutiert wird, weshalb wir euch bereits in der Hinrunde einige Fragen rund um diesen Themenkomplex gestellt haben. Im Folgenden möchten wir euch die Ergebnisse vorstellen.
An dieser Stelle möchten wir uns bei euch für die rege Beteiligung bedanken – mehr als 1700 Bayernfans haben dieses Mal ihre Meinung eingebracht. Auch wenn diese Umfrage nicht als repräsentativ für alle Bayernfans angesehen werden kann, gibt sie in Anbetracht der Teilnehmerzahl vermutlich gewisse Hinweise auf die Stimmungslage.
Zunächst wollten wir von euch wissen, ob ihr die zunehmenden Unterschiede bei den Einnahmen zwischen wenigen großen europäischen Mannschaften und dem Rest der Vereine als problematisch anseht. Tatsächlich betrachtet dies eine überwiegende Mehrheit von euch kritisch: 35% von euch sehen darin ein Problem, weitere 52% gar ein "großes Problem". Für kein Problem halten dies 8% von euch, für "überhaupt kein Problem" weitere 3%.
Anschließend hatten wir euch gefragt, ob Ihr eine gleichmäßigere Verteilung der durch die Vermarktung der europäischen Club-Wettbewerbe erzielten Einnahmen an die teilnehmenden Vereine oder Verbände befürworten würdet. Ein knappes Drittel (29%) von euch würde dies stark befürworten ("sehr gut"), etwa ein weiteres Drittel (35%) hält dies zumindest für eine "gute" Idee. Ein relativ großer Teil von euch, mehr als jeder Fünfte, ist bei dieser Frage jedoch unentschieden (23%), während 9% eine gleichmäßigere Verteilung für "schlecht" und 3% für "sehr schlecht" halten würden. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass der FC Bayern in der Regel am oberen Ende dieser Verteilung rangiert, halten wir ein solches Ergebnis in einer Befragung unter Bayernfans für durchaus bemerkenswert.
Die eindeutigste Resonanz erhielten wir hinsichtlich eines Gedankenspiels, welches derzeit in immer kürzeren Abständen medial und – so lassen es Medienberichte zumindest vermuten – auch in den Führungsetagen einiger europäischer Großklubs diskutiert wird: eine europäische Super League. Eine deutliche Mehrheit von 86% von euch bewertet das Szenario einer Super League, für welche der FC Bayern die Bundesliga verlässt, als "sehr schlecht", weitere 9% für "schlecht". Jeweils zwischen 1% und 2% würden einem solchen Wettbewerb neutral entgegensehen, diesen begrüßen ("gut") oder sogar stark befürworten ("sehr gut"). Uns ist bewusst, dass unsere Umfragen zu einem Teil eher kritisch eingestellte Fans erreichen – ein derart extremes Ergebnis sollte jedoch auch vor diesem Hintergrund angesichts der aktuellen Berichterstattung zum Nachdenken anregen.
Im Basketball wurde bereits ein Schritt in diese Richtung getan: So spielt die ausgegliederte Basketball-Abteilung des FC Bayern bereits in der sogenannten EuroLeague. Das Teilnehmerfeld setzt sich aus permanenten Mitgliedern sowie von der Betreibergesellschaft eingeladenen Teams zusammen, sodass eine Qualifikation zumindest nicht ausschließlich über sportliche Leistungen erfolgt. In Anlehnung daran hatten wir euch gefragt, ob Ihr eine reformierte Champions League (bzw. Super League), bei welcher der sportliche Erfolg keine oder zumindest nicht die entscheidende Rolle für eine Teilnahme darstellt, befürworten würdet. Über 90% bewerten dieses Szenario als negativ (15% als "schlecht", 78% als "sehr schlecht"), 3% bewerten es neutral und weitere ca. 3% würden diese Variante befürworten (2% "gut" bzw. 1% "sehr gut").
Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung der Wettbewerbe ist vorstellbar, dass die großen europäischen Vereine ihre Einnahmen auch zukünftig weiter steigern können. Sollte es den Klubs gelingen, ihre Einnahmen ein weiteres Mal zu verdoppeln, käme dies sicherlich dem einen oder anderen Beteiligten zugute - wir hatten euch gefragt, welchen Gruppen Ihr zutraut von einer solchen Entwicklung zu profitieren (Mehrfachnennungen möglich). Nach Eurer Erwartung können sich insbesondere Spielerberater und Klub-Investoren (jeweils 79%), aber auch Spieler (72%) und Manager der Clubs (56%) Vorteile versprechen. Den Fans vor dem Fernseher trauen noch 12% einen daraus resultierenden Mehrwert zu, während sich nur 8% eine erhöhte Qualität des Fußballs und 6% einen verbesserten sportlichen Wettbewerb versprechen. Nur die Fans in den Stadien profitieren aus eurer Sicht mit einer noch geringeren Wahrscheinlichkeit: Lediglich 4% von euch gehen davon aus, dass diese in irgendeiner Form von einer solchen Einnahmensteigerung profitieren würden.
Hier seht ihr nochmal die Fragen im Überblick: