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Während wir seit inzwischen über acht Monaten vor den Stadiontoren bleiben müssen, geht es in der von den Funktionären geschaffenen Parallelwelt des Fußballs mit Geisterspielen und ohne die in der im Frühjahr entdeckten und doch wieder schnell vergessenen sozialen Verantwortung einfach weiter.
Die Pandemie hat die Probleme des Profifußballs gnadenlos offengelegt. Wenn man sich an die überraschend selbstkritischen Worte einiger Vereinsvertreter aus dem Frühjahr erinnert, fragt man sich nun, nur wenige Monate später: Wo ist sie geblieben, die Solidarität und Reformbereitschaft? Was wurde aus dem "Wir haben verstanden", welches man den Kritikern an der Saisonfortsetzung öffentlichkeitswirksam entgegenhielt, um mit der Aussicht auf Besserung erstmal die TV-Einnahmen zu retten?
Dass sich am Status Quo wirklich etwas ändern könnte, haben die Vereine am 07.12. in der Hand, wenn das DFL-Präsidium beschließt, wie in Zukunft die nationalen und internationalen TV-Erlöse der DFL unter ihren 36 Mitgliederclubs aufgeteilt werden sollen. Und das für die nächsten fünf Jahre.
Es ist eine Chance für den deutschen Fußball und ein Termin mit Signalwirkung weit darüber hinaus.
Doch gerade bei unserem FC Bayern, muss man die Ernsthaftigkeit der Aussagen vom Frühjahr inzwischen leider anzweifeln. Während wir Bayernfans uns in verschiedenen Faninitiativen wie "Zukunft Profifußball" eingebracht haben und uns für konkrete, nachhaltige Konzepte einsetzen, setzt unser Verein lieber auf die altbewährten großkopferten Machtspielchen.
Aus Sicht von Karl-Heinz Rummenigge scheint es einem Affront gleichzukommen, dass sich 14 Erst- und Zweitligisten Gedanken über eine fairere TV-Gelder-Verteilung machten und diese Ideen zur Diskussion stellten. Vielleicht hat ihn aber auch nur gestört, dass der FC Bayern dabei für den Grundsatz der Solidarität etwas mehr von seinem TV-Gelder-Anteil abgeben sollte, als ihm lieb ist. Als Branchenprimus kann man sich schließlich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.
Aber genug der Polemik. Es ist nicht das erste Mal, dass unser Club hier ein schlechtes Bild abgibt und den Eindruck erweckt, dass die großen Worte vom Frühjahr ("Solidarität ist in diesem Moment das Wichtigste, und zwar auf allen Ebenen" (K.-H. Rummenigge 16.04.2020)) halt eben nicht mehr als Worte waren, die es zu diesem Zeitpunkt gebraucht hat, um entgegen allen Widerständen aus Fan-Szenen, Gesellschaft und Politik die Saison fortzusetzen.
Die damals noch angekündigte Demut scheint zumindest an der Säbener Straße noch keinen Einzug gehalten zu haben.
Dabei sind die Forderungen/Ideen von "Zukunft Profifußball" bzw. dem Positionspapier der 14 Vereine zwar ambitioniert, sie sind aber erstens immer mit der Hoffnung auf einen attraktiveren und spannenderen, weil faireren Wettbewerb der zukünftigen Bundesliga verfasst worden und zweitens ja auch nicht in Stein gemeißelt. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind real und man kann sich ihnen nicht verschließen. Deswegen wurde bereits bei der Ausarbeitung dieser Positionen klar die Möglichkeit einer etappenweisen Umsetzung eingeräumt, um nicht von heute auf morgen den Vereinen ihren gesamten Spielraum im Etat zu nehmen. Wichtig ist vorrangig ein klares Bekenntnis zur Zielvorgabe in fünf Jahren. Mit Reformen, die auch wirkliche Reformen sind.
Dass unser FC Bayern auf den über hundert Millionen Euro großen Startvorteil beim Fernsehgeld angewiesen ist, um auch diese Saison wieder die nationale Konkurrenz auf Abstand zu halten, ließe sich auch schlecht mit dem Narrativ des selbstbewussten "Mia san Mia" in Einklang bringen.
Solidarität ist in unserem Verständnis ein essenzieller Grundwert, der unseren Verein ausmachen sollte. Und das Fehlen von Solidarität schadet unserem Verein und denen, die sich mit ihm identifizieren.
Der Club Nr. 12 als Zusammenschluss von Fans, Unterstützern und Mitgliedern des FC Bayern fordert daher: Demut im Angesicht der momentanen Situation, Solidarität mit der Gemeinschaft der Profivereine, Mut und vor allem Wille zu wirklichen Reformen und Integrität gegenüber den Werten unseres Vereins am 07.12. und darüber hinaus.
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Servus,
wir haben uns heute schweren Herzens dazu entschlossen, die diesjährige Mitgliederversammlung auf unbestimmte Zeit zu verschieben.
Wir stehen seit einigen Tagen intensiv mit dem Backstage, unserer Veranstaltungslocation, im Austausch. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass wir angesichts der weiterhin auf hohem Niveau schwankenden Inzidenzwerte für München nicht verantworten können, unsere Mitglieder und Helfer dieser Gesundheitsgefährdung auszusetzen.
Wir hoffen, dass die Zahlen sich in den kommenden Wochen und Monaten positiv entwickeln und dann neben Stadionbesuchen auch unsere Mitgliederversammlung wieder möglich ist.
Des Weiteren fiel uns nach dem Versand der Einladungen auf, dass wir dieses Jahr eine sehr hohe Zahl an Briefrücksendungen haben. Wir können nicht ausschließen, dass dies die Beschlussfähigkeit der Versammlung negativ beeinflusst hätte.
Die betroffenen Mitglieder wurden von uns bereits per E-Mail kontaktiert.
Es tut uns leid, dass wir Euch am kommenden Sonntag nicht begrüßen können und hoffen Euch bald wieder gesund anzutreffen.
Wenn der Termin für die Mitgliederversammlung absehbar ist, werden wir Euch informieren.
Mit rot-weißen Grüßen
Club Nr. 12 Vorstandschaft
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Nach dem Einzug ins DFB-Pokalfinale hatten wir in einem offenen Brief DFB-Präsident Fritz Keller an seine Worte erinnert, dass es "im Fußball um viel mehr als Geld" ginge und nach spanischem Vorbild eine Verlegung des Pokalfinals gefordert, bis wieder mit Fans und voller Zuschauerauslastung gespielt werden könne.
Wie blanker Hohn wirkt die Replik des DFB-Präsidenten, wenn die absolute Kompromisslosigkeit mit dem straffen Terminplan der kommenden Saison begründet wird ("Guckt euch doch mal den ganzen Kalender an"). In einem vom 30. Juni in Auftrag Fritz Kellers an den Club Nr. 12 gerichteten Brief des DFB wird erneut darauf verwiesen ("der Zeitplan bleibt straff"). In Leverkusen ist bis zum heutigen Tag kein Brief eingetroffen.
Zuletzt haben DFL und DFB den Spielbetrieb der ersten drei Ligen mit aller Gewalt wieder aufgenommen und hierzu zahlreiche englische Wochen in Kauf genommen. Gerade in der vom DFB organisierten 3. Liga wurde im Schnitt alle drei Tage gespielt. Manch ein Klubfunktionär hätte sogar tägliche Spiele in Kauf genommen. Während in den anderen großen europäischen Ligen doch noch ein paar mehr Spiele zu absolvieren sind, soll bei uns kein Platz sein, um ein Spiel zu einem späteren Zeitpunkt unterzubringen. Blanker Hohn.
Wo ein Wille, da ein Weg. Oder besser: Wo kein Wille, da kein (gemeinsamer) Weg!
Sehr schade fanden wir darüber hinaus leider auch, dass sich von der FCB AG niemand zu einer unterstützenden Äußerung genötigt fühlte. Wir wissen nicht so recht, wie wir das Schweigen des eigentlich sonst so wortgewaltigen Branchenführers einstufen sollen.
Im Zuges eines Gesprächs des Kurvenrates Leverkusen und Teilen des NK12 Vorstands mit den Verantwortlichen von Bayer 04, wurden unsere Beweggründe besprochen und durchaus verstanden. Zur Forderung einer Spielverlegung seitens Bayer 04 beim DFB kam es ebenso leider nicht.
Was bleibt ist, die Chance auf ein Finale mit den Fans im Rücken verspielt zu haben.
Club Nr. 12 München – Nordkurve12 Leverkusen – Kurvenrat Leverkusen
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Sehr geehrter Herr Keller,
seit einigen Wochen rollt der Ball wieder. Am 04.07. soll er nach bisherigem Willen des DFB zum letzten Mal in dieser Saison rollen. Das Pokalfinale sollte der traditionelle Abschluss und gleichzeitig der Höhepunkt der Saison sein. Ein Höhepunkt in einem gähnend leeren Stadion. Ein Höhepunkt, bei dem die Fans ein weiteres Mal ausgesperrt bleiben.
Ein Blick nach Spanien zeigt uns, welchen Stellenwert einem Pokalfinale zu Teil werden sollte. Auf Antrag der Finalisten Athletic Bilbao und Real Sociedad San Sebastián hat der spanische Fußballverband zugestimmt, das Spiel auf unbestimmte Zeit zu verschieben, bis eine Austragung MIT Fans unter VOLLER Besetzung des Stadions möglich ist. Damit verzichten die beteiligten Vereine gar auf den mit einem Pokalsieg einhergehenden Europacup-Startplatz für die nächste Saison.
Ein derartiges Risiko müssten die deutschen Finalteilnehmer bei einer Terminverlegung nicht einmal eingehen. Sowohl der FC Bayern, als auch Bayer Leverkusen sind bereits sicher für die kommende Europapokalsaison qualifiziert. Fußball ist Leidenschaft. Fußball ist Vereinsliebe. Fußball wird von Emotionen geprägt, bestimmt und gewonnen. Das Ausleben der Emotionen, die Unterstützung der Teams auswärts und zu Hause wurde den Fans durch die notwendig gewordene Saisonunterbrechung und die sich daran anschließenden Geisterspiele, die Sie selbst als Spiele ohne Seele beschrieben, genommen.
Und nun soll den Fans in ganz Deutschland auch der Höhepunkt der Saison genommen werden? Fans reisen ihrer Mannschaft zu jedem Spiel hinterher, richten teilweise ihr gesamtes Leben nach dem Verein aus und dürfen am Ende nicht beim Pokalfinale vor Ort sein? Es wäre eine Enttäuschung für viele neutrale Fußballanhänger, mehr als nur eine Enttäuschung aber für die Anhänger und Fanszenen der beiden Finalisten. Es wäre ein weiterer Schlag ins Gesicht der Fans.
Neben den Fans sind es auch die Spieler, die einen würdigen Rahmen für eines der wichtigsten Spiele ihrer Karriere verdienen. Sie haben hart dafür gekämpft bis nach Berlin zu kommen, weshalb es eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass sie das Spiel unter einer gebührenden Finalatmosphäre bestreiten. Ein richtiges Fußballfest gibt es allerdings nur mit Fans.
Ohne Fans sind es "Spiele ohne Seele", da sind wir absolut bei Ihnen. "Im Fußball geht es um viel mehr, als um Geld", führten Sie in Ihrem Beitrag Mitte Mai fort und unterstrichen sogleich mit der Aufforderung, dies zu leben und glaubhaft zu vermitteln. Die einzig logische und unmissverständliche Schlussfolgerung lautet: Verschiebung des Pokalfinale bis wieder eine Austragung mit Fans vor ausverkauftem Haus möglich ist!
Wir fordern Sie auf, leben Sie Ihre Worte, gehen Sie kurzfristig auf die Verantwortlichen der beteiligten Vereine zu und sprechen Sie miteinander über die spanische Lösung. Sprechen Sie mit den TV-Anstalten und Sponsoren darüber, sprechen Sie mit allen beteiligten Parteien darüber, wie konkret die Lösung für das DFB-Pokalfinale aussehen kann, sodass beide Vereine am Ende des Tages mit voller Unterstützung ihrer gesamten Anhängerschaft im Olympiastadion antreten können. Finden Sie eine Lösung, tun Sie es den Spaniern gleich!
Nordkurve 12 und Club Nr. 12
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Am 16. und 17. Mai fand das große FIFA 20 Online Turnier "Zocken gegen Corona" mit insgesamt 78 Teilnehmern statt. Nach engen Partien und einem nahezu reibungslosen Turnierablauf können sich die ersten drei Plätze über Bierfässer mit 5, 10 und 20 Litern Inhalt freuen. Herzlichen Glückwunsch!
Heute möchten wir euch über die Spendenziele der Aktion informieren. Neben der 10,- € Teilnahmegebühr der 78 Teilnehmer fanden sich noch weitere Spender, um die Spende auf einen Betrag von insgesamt 1110,- € zu erhöhen. Um die nachfolgenden Projekte bestmöglich zu unterstützen, einigten sich zudem der Club Nr. 12 und Red Fanatic München darauf, den Betrag auf 1550,- € aufzustocken.
Das erste Spendenziel ist der Heimatstern e.V., der Corona-Schutzschilder für gefährdete Helfer anfertigt und kostenlos zur Verfügung stellt. Die Produktionskosten für die Spende von insgesamt 100 Visieren an die Stiftung Pfennigparade belaufen sich auf 800,- €, die wir damit komplett finanzieren konnten.
Mit den restlichen 750,- € konnten wir ein tolles Projekt von HORIZONT e.V. unterstützen. Der gemeinnützige Verein setzt sich seit über 20 Jahren für wohnungslose Kinder und ihre Mütter in München ein. HORIZONT betreibt ein Schutzhaus und ein offenes Wohnhaus. Damit die Kinder im Schutzhaus während der Zeit der Schulschließungen, die jetzt nur teilweise aufgehoben sind, am Homeschooling teilnehmen können, wurden 15 Internetsticks mit Datenvolumen benötigt. Durch unsere Spende konnten diese nun angeschafft werden.
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Unterstützern und Teilnehmern bedanken, die diese Aktion möglich gemacht haben.
Infos zu Heimatstern e.V. hier:
www.heimatstern.org
www.facebook.com/heimatstern
Infos zur Stiftung Pfennigparade hier:
www.pfennigparade.de
www.facebook.com/pfennigparade
Infos zu HORIZONT e.V. hier:
www.horizont-muenchen.org
www.facebook.com/horizonthaus
CLUB NR. 12 & RED FANATIC MÜNCHEN
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Das gesamte Land fährt so langsam wieder hoch – doch wir wollen die gemeinnützigen Vereine, welche weiterhin stark unter der anhaltenden Corona Krise leiden, nicht vergessen! Da weiterhin die bekannten Beschränkungen gelten möchten wir diese Aktion allerdings auf den virtuellen Rasen verlegen.
Dementsprechend veranstalten wir am 16. und 17. Mai, jeweils ab 12 Uhr, ein großes FIFA 20 Soli Turnier für alle Bayernfans unter dem Namen "Zocken gegen Corona". Das Turnier wird Online auf der Playstation 4 ausgetragen und findet mit Gruppenphase und anschließendem KO-System statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 10,- € pro Spieler, alle Einnahmen werden komplett gespendet.
Neben Sachpreisen in flüssiger Form für die ersten drei Plätze gilt dieses Turnier, in Zusammenarbeit mit unserem Fanprojekt, als Qualifikationsturnier für einen Platz beim diesjährigen FIFA-Fanfinale der Fanprojekte.
Wer Bock hat seine Skills am Controller für den guten Zweck zu beweisen kann sich ab sofort unter redfanatic-muenchen.com/cms/fifa-turnier anmelden. Die Teilnahmegebühr könnt ihr entweder per Banküberweisung (Club Nr. 12 | DE68 7019 0000 0001 5112 54) oder Paypal (
Anmeldeschluss ist am Donnerstag, den 14.05. um 20:00 Uhr.
Wir freuen uns auf eure Teilnahme!
CLUB NR. 12 & RED FANATIC MÜNCHEN
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Unsere Meinung zu der Austragung von Geisterspielen zum jetzigen Zeitpunkt sollte allgemein bekannt sein. Wir verweisen an dieser Stelle gerne nochmal auf die Stellungnahmen der Fanszenen Deutschlands vom 16.04. und des Club Nr. 12 vom 25.04.
In den letzten Tagen kursierten einige, um es freundlich auszudrücken, kuriose Vorschläge, wie die möglichen Geisterspiele begleitet werden sollen, um deren naturgemäße triste Atmosphäre zu übertünchen. So sind z.B. Apps im Gespräch, über die Fans vom Sofa aus zur Geräuschkulisse bei der TV-Übertragung beitragen. Fanclubs sollen Zaunfahnen – eigentlich die handgemachten Insignien von Fanclubs, Gruppen und einzelnen Fans, die die Anwesenheit bei dem Spiel bezeugen - online bei Agenturen bestellen und von diesen aufhängen lassen.
Alleine solche Überlegungen anzustellen, ist ignorant gegenüber jenem Akteur, der einem Profifussballspiel und der TV-Übertragung normalerweise die berühmte Atmosphäre verpasst. Das ist der Stadionfan. Er soll künstlich ersetzt werden. So wenig wie möglich soll auf den Ausnahmezustand hinweisen, der ihn davon abhält, die Spiele zu besuchen. Alles soll den Anschein von business as usual machen.
Wer glaubt, er könnte ein Spiel einfach mit einer künstlichen Tonspur unterlegen und so Normalität simulieren, täuscht sich. Er verkennt vollkommen, dass die Bedeutung, die der Fussball mittlerweile hat, aus dem Miteinander vieler Menschen resultiert. Er verkennt, dass der Profifußball soziales Phänomen ist, das von den Begegnungen der Menschen, dem gemeinsamen Mitfiebern im Stadion, aber zum Beispiel auch in den Kneipen der Stadt, lebt. Fussball alleine vor dem heimischen TV kann auch schön sein. Zu einem Massenphänomen hätte er sich aber so sicher nie entwickelt.
Künstliche Atmosphäre macht Geisterspiele nicht attraktiver. Die Diskussion darüber zeigt lediglich, dass der ein oder andere in einer Blase schwebt, in der nicht mehr ankommt, woraus die herausragende Stellung des Fussballs in unserer Gesellschaft eigentlich resultiert. Sie ist kein gottgegebener Automatismus, sondern beruht auf den Fans und ihren Gemeinschaften, die jeden Spieltag zu etwas Besonderem machen.
Fußball lebt durch seine Fans!
Schickeria München
alarMstufe rot
Club Nr. 12
Colegio
Munich's Red Pride
Red Fanatic München
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Servus zusammen,
nach den neuesten Entwicklungen möchten nun auch wir als Dachverband der aktiven Bayernfans zur derzeitigen Situation – insbesondere den möglicherweise bevorstehenden Geisterspielen – Stellung beziehen.
Aktuell gehen wir davon aus, dass die Verbände – und zumindest einige Landesregierungen – versuchen werden, ab ca. Mitte Mai wieder Bundesligaspiele zu erlauben. Diese würden dann ohne Fans im Stadion stattfinden und nur für den TV-Zuschauer produziert werden.
Wir lehnen diese Idee weiterhin ab.
Die Gründe für diese Position möchten wir im Folgenden deutlich machen – auch im Hinblick auf das an uns gerichtete Feedback zur Stellungnahme der Fanszenen Deutschlands, die wir in der letzten Woche veröffentlicht haben.
Der Club Nr. 12 versteht sich als unabhängiger Zusammenschluss der aktiven Fans des Fußball-Club Bayern München e.V. Der Fußball lebt von Emotion, Stimmung und Spannung. Uns ist das Stadionerlebnis, die Unterstützung der Mannschaft, das Zusammensein absolut wichtig. Spiele ohne Fans sind für uns nicht vorstellbar. Selbst Deniz Aytekin, bekanntermaßen Schiedsrichter des bisher einzigen Bundesliga-Geisterspiels Mönchengladbach – Köln, gab nach dem Spiel zu Protokoll: "Es ist wirklich einfach beängstigend und irgendwie hat es mit Fußball auch nichts zu tun."
Uns ist natürlich auch klar – und das haben wir von Anfang an deutlich vertreten – dass Spiele mit Zuschauern in der aktuellen Zeit nicht möglich, ja sogar verantwortungslos sind.
Nun kann man die Frage stellen, ob es nicht besser sei, Geisterspiele stattfinden zu lassen als gar keinen Fußball zu spielen. Auch innerhalb des Club Nr. 12 wurde das natürlich diskutiert. Denn auch uns geht es – bei allen Differenzen – immer um das Wohl unseres Vereins und unsere Liebe zum Fußball.
Beidem ist aber mit Geisterspielen nicht geholfen.
Es wurde in den letzten Tagen viel über die ominösen 20.000 Tests für die Bundesligaspieler diskutiert. Nun sind wir natürlich keine Virologen. Wir können nicht abschließend beurteilen, ob die rechnerischen Testkapazitäten ausreichen oder nicht.
Für uns ist dabei aber die moralische Frage entscheidender. Es kann für eine solidarische Gesellschaft keine Option sein, dass Geld oder eifrige Lobbyarbeit darüber entscheiden, einen Corona-Test zu bekommen oder nicht! Anscheinend werden beim FC Bayern aber schon jetzt Spieler und Trainerpersonal mehrmals wöchentlich getestet. Dies ist jedenfalls den Kommentaren von Karl-Heinz Rummenigge und Joshua Zirkzee zu entnehmen. Während eine privilegierte Auswahl an Menschen somit mehrmals (wohlgemerkt ohne Symptome und/oder Kontakt zu positiv Getesteten) und wie selbstverständlich einen Test nach dem anderen beansprucht, wissen teilweise beruflich mit Risikogruppen in Kontakt stehende Personen nicht einmal, ob sie unwissentlich als Überträger des Virus fungieren. Grotesk und heuchlerisch wirkt hierbei die gebetsmühlenartige Betonung der Funktionäre, die wahlweise vorgeben, "keine Sonderrolle zu beanspruchen" (DFB-Präsident Fritz Keller) oder "keine Sonderrechte zu erwarten" (DFL-Vorsitzender Christian Seifert).
Gerade in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Altersheimen und anderen sensiblen Bereichen wären regelmäßige Tests für alle dort lebenden bzw. arbeitenden Personen sinnvoll und wichtig. Erst wenn dies irgendwann auch einmal in der Realität gewährleistet sein sollte und danach immer noch Kapazitäten frei sind, stellt sich die Frage, ob eine Sonderrolle für den Fußball angebracht erscheint.
Ein weiterer Punkt, der oft diskutiert wurde, ist die wirtschaftlich prekäre Situation der Vereine.
Angesichts bevorstehender Einnahmeausfälle durch das Ausbleiben der Spiele werden Horrorszenarien kreiert, die die Insolvenz des Großteils des Profifußballs heraufbeschwören. Wenn nicht schnellstmöglich wieder gespielt werden könne, sei alles vorbei, so der Tenor. Die einzig fabulierte Option der Rettung: (Die Fortführung des Spielbetriebs dank) Geisterspiele! Am besten schon ab Mai.
Für uns stellt sich hier insbesondere die Frage, ob es wirklich um die Rettung der Vereine und damit einem wichtigen Ort gesellschaftlichen Miteinanders oder vielmehr um die Rettung sechs- bis siebenstelliger (teilweise gar achtstelliger) Gehaltsstrukturen geht.
Während man öffentlich Solidarität propagiert, bleiben tatsächliche Ergebnisse weiterhin aus. In krassem Widerspruch zur angeblich bevorstehenden Masseninsolvenz stehen die allenfalls zur Symbolik taugenden Gehaltsverzichte von 15 oder 20 Prozent, bei denen es sich wohl teils gar nur um Stundungen handelt. Schaut man nach Spanien, verzichten die Spieler (nicht nur) des FC Barcelona auf 70 Prozent ihres Gehalts. Ähnlich verhält es sich in Italien. Dort verzichtet beispielsweise die Mannschaft des AS Rom bereits jetzt auf vier volle Monatsgehälter (März, April, Mai, Juni) und übernimmt zugleich die Gehaltszahlungen der nicht auf dem Platz stehenden Angestellten.
Apropos Arbeitsplätze: Wir verstehen, wenn Bundesligisten auf die Jobs hinweisen, die der Fußball in Deutschland schafft. Aber: Würden diese denn überhaupt mit Geisterspielen gerettet werden?
Um die 56.000 Arbeitsplätze existieren im und um den Profifußball. Davon sind allerdings 34.500 sowieso nur indirekt angestellt. Dies beinhaltet die Caterer, viele der Sicherheitskräfte, ja quasi das komplette Personal am Spieltag. Sie alle würden wohl auch bei Geisterspielen nicht benötigt werden. Hinzu kommen knapp 14.000 Beschäftigte als Teilzeit- oder Aushilfskräfte (alle Zahlen: DFL-Wirtschaftsreport). Man kann wohl davon ausgehen, dass deren Arbeitsverhältnisse längst ruhen, was ungefragt einem (Gehalts-)Verzicht von 100 Prozent gleichkäme. Noch überhaupt nicht mit eingerechnet sind dabei die unzähligen Gastwirte, Bratwurstverkäufer etc., die rund um einen Spieltag ihr tägliches Brot verdienen.
Es gibt also viele Jobs, die an der Liga hängen, aber sehr viele davon hängen eben direkt an den Spielen mit Zuschauern.
Alles in allem stellt sich für uns weiterhin die Frage: Wie wichtig ist der Bundesliga-Fußball? Ist er uns es wert, dass dafür die Gesundheit von Menschen riskiert wird? Ist er uns es wert, dass die Vereine und der Verband eine Sonderstellung bekommen, die Mitarbeiter in wirklich systemrelevanten Jobs nicht haben? Wir für uns haben diese Frage mit einem deutlichen Nein beantwortet. Uns blutet das Herz, aber wir halten Fußballspiele in der aktuellen Situation für nicht vertretbar. Weder mit noch ohne Zuschauer. Hinzu kommt, dass von einem sportlich fairen Wettbewerb ohnehin nicht die Rede sein kann, wie Seifert ja selbst zugibt: "Wir spielen, wenn wir es wieder dürfen, unter absoluten Ausnahmebedingungen. Das ist auch nicht zu vergleichen mit einem normalen Spielbetrieb."
Unabhängig davon, wie ihr das persönlich für euch beantwortet, möchten wir mit einem Wunsch schließen: Bleibt solidarisch, haltet Abstand, tut persönlich das, was möglich ist, um die Ausbreitung von Covid-19 weiter zu reduzieren. Helft Mitmenschen, die eure Hilfe benötigen.
Bleibt menschlich. Denn das ist am Ende wichtiger als alles andere.
Club Nr. 12
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Die Frage, wann und in welcher Form wieder Profifußball gespielt werden darf, wurde in den vergangenen Tagen und Wochen viel diskutiert. In der nach wie vor teils unübersichtlichen gesellschaftlichen Situation wurden von verschiedenen Akteuren eine Vielzahl ethischer, epidemiologischer und anderer Argumente ins Feld geführt. Im Folgenden möchten wir uns, als bundesweiter Zusammenschluss der Fanszenen und mit Blick auf die DFL-Vollversammlung, zu dem Thema äußern:
Die Wiederaufnahme des Fußballs, auch in Form von Geisterspielen, ist in der aktuellen Situation nicht vertretbar – schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung. Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft und insbesondere all denjenigen, die sich in der Corona-Krise wirklich gesellschaftsdienlich engagieren. Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne.
Wir vertreten die klare Position, dass es keine Lex Bundesliga geben darf. Fußball hat in Deutschland eine herausgehobene Bedeutung, systemrelevant ist er jedoch ganz sicher nicht. Beschränkungen, die für vergleichbare Bereiche der Sport- und Unterhaltungsindustrie gelten, müssen auch im Fußball Anwendung finden. In einer Zeit, in der wir alle sehr massive Einschränkungen unserer Grundrechte im Sinne des Gemeinwohls hinnehmen, ist an einen Spielbetrieb der Bundesligen nicht zu denken. Wenn seit Wochen über einen Mangel an Kapazitäten bei CoVid-19-Tests berichtet wird, ist die Idee, Fußballspieler in einer extrem hohen Taktung auf das Virus zu untersuchen, schlicht absurd. Ganz zu schweigen von der Praxis eines Fußballspiels mit Zweikämpfen, eines normalen Trainingsbetriebes in Zeiten von Versammlungsverboten und eines gemeinsamen Verfolgens potenzieller Geisterspiele durch Fans.
Die Rede von gesellschaftlicher Verantwortung und Pläne für exklusive Testkontingente (über 20.000 Stück) für den Profifußball passen nicht zusammen. Wir verstehen, dass Vereinsfunktionäre durchaus rechtliche Verpflichtungen haben, im Sinne des finanziellen Wohls ihres Vereins zu handeln. In einer Situation jedoch, in der die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft vor enormen Herausforderungen stehen, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass offenbar sämtliche Bedenken hintenangestellt werden, wenn es darum geht, den Spielbetrieb möglichst lange aufrechtzuerhalten, bzw. erneut zu starten.
Ganz offensichtlich hat der Profifußball viel tieferliegende Probleme. Ein System, in das in den letzten Jahren Geldsummen jenseits der Vorstellungskraft vieler Menschen geflossen sind, steht innerhalb eines Monats vor dem Kollaps. Der Erhalt der Strukturen ist vollkommen vom Fluss der Fernsehgelder abhängig, die Vereine existieren nur noch in totaler Abhängigkeit von den Rechteinhabern.
Die Frage, weshalb es trotz aller Millionen keinerlei Nachhaltigkeit im Profifußball zu geben scheint, wie die Strukturen und Vereine in Zukunft robuster und krisensicherer gemacht werden können, wurde zumindest öffentlich noch von keinem Funktionär gestellt. Das einzig kommunizierte Ziel ist ein möglichst schnelles "Weiter so!", das jedoch lediglich einer überschaubaren Zahl an Beteiligten weiterhin überragende Einkünfte garantiert. Das Gerede von zigtausenden Jobs halten wir schlicht in den meisten Fällen für einen Vorwand, weiterhin exorbitante Millioneneinkünfte für wenige extreme Profiteure zu sichern. Dies zeigt sich auch in der absoluten Untätigkeit des DFB, im Hinblick auf den Fußball unterhalb der 2. Bundesliga. Dass Geisterspiele hier viel stärkere Folgen hätten, als in den Ligen der DFL, wird ausgeblendet. Hauptsache das „Premiumprodukt“ kann weiterexistieren. Hier wird der DFB seiner Rolle nicht nur nicht gerecht, er zeigt auch wiederholt, wessen Interessen er vertritt.
Seit Jahren fordern Fans Reformen für eine gerechtere Verteilung der TV-Einnahmen und kritisieren die mangelnde Solidarität zwischen großen und kleinen Vereinen. Wir weisen auf Finanzexzesse, mangelnde Rücklagenbildung und die teils erpresserische Rolle von Spielerberatern hin. Die Gefahr der Abhängigkeit von einzelnen großen Geldgebern haben wir anhand von Beispielen wie 1860 München, Carl Zeiss Jena und anderen immer wieder aufgezeigt.
Spätestens jetzt ist es aller höchste Zeit, dass sich Fußballfunktionäre ernsthaft mit diesen Punkten auseinandersetzen. Die jetzige Herausforderung ist auch eine Chance: Die Verbände sollten diese Krise als solche begreifen und die Strukturen des modernen Fußballs grundlegend verändern. Es ist höchste Zeit!
In diesem Zusammenhang fordern wir:
- Der aktuelle Plan der DFL, den Spielbetrieb im Mai in Form von Geisterspielen wieder aufzunehmen, darf nicht umgesetzt werden. Wir maßen uns nicht an, zu entscheiden, ab wann der Ball wieder rollen darf. In einer Situation, in der sich der Fußball auf diese Weise so dermaßen vom Rest der Gesellschaft entkoppeln würde, darf es jedoch nicht passieren.
- Eine sachliche Auseinandersetzung mit der aktuellen Lage muss forciert und eine Abkehr vom blinden Retten der TV-Gelder vollzogen werden. Auch ein möglicher Abbruch der Saison darf kein Tabu sein, wenn die gesellschaftlichen Umstände es nicht anders zulassen. In diesem Fall sollten nicht nur Horrorszenarien in Form von drohenden Insolvenzen skizziert werden, sondern Lösungsmöglichkeiten in Form von Förderdarlehen, erweiterten Insolvenzfristen und anderen Kriseninstrumenten, denen sich auch die restliche Wirtschaft stellt, diskutiert werden.
- Eine kommende Lösung muss maximal solidarisch sein. Es darf unter den Vereinen keine Krisengewinner und -verlierer geben. Die Schere zwischen "groß" und "klein" darf nicht noch weiter auseinandergehen. Ausdrücklich schließen wir damit auch die Vereine der dritten Liga und der Regionalligen mit ein, für die Geisterspiele ohnehin keine Option sind.
- Die Diskussion über grundlegende Reformen, um den Profifußball nachhaltiger und wirtschaftlich krisensicherer zu gestalten, muss jetzt beginnen. Sie darf nicht nur von Fans und Journalisten geführt werden, sondern ist die zentrale Aufgabe der Verantwortlichen der Clubs und Verbände. Strukturen und Vereine müssen auf einen finanziell und ideell sicheren Boden zurückgeholt werden. Dabei muss die 50+1-Regel weiterhin unberührt bleiben.
Die Phase einer von der restlichen Gesellschaft komplett entkoppelten Fußballwelt muss ein Ende haben!
Fanszenen Deutschlands im April 2020