Stellungnahme zu Geisterspielen im Dezember 2021
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Wenn am morgigen Mittwoch der Anpfiff zur Europapokalpartie des FC Bayern München gegen den FC Barcelona erfolgt, dann – nach Monaten der Teil- bzw. Vollauslastung – wieder vor leeren Rängen. Die Geisterspiele sind zurück. Lautstark dafür getrommelt und schlussendlich verordnet haben diese Ministerpräsident Markus Söder und sein Kabinett. Der gleiche Söder, der noch im September unmissverständlich kommunizierte: "Es wird keine Geisterspiele und keinen Lockdown mehr geben."
Wir finden es richtig, dass man angesichts extrem hoher Zahlen an Kranken und Toten reagieren will, aber es stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Nicht nur "die ZEIT" bezeichnete das Vorgehen bei den Geisterspielen als "inkonsistente Symbolpolitik".
Die bayerische Staatsregierung führt vor allem die Anfahrtswege in öffentlichen Verkehrsmitteln zum Stadion als Grund für die Einschränkungen an. Dabei verschweigt sie aber, dass für den Stadionbesuch in Bayern seit einigen Spieltagen die 2G+ Regel galt und somit nur geimpfte und genesene Personen mit zusätzlichem Test Zutritt erlangten. Damit ist die Ansteckungsgefahr auf den Fahrten zum und vom Stadion deutlich geringer als zum Beispiel im Berufsverkehr, für den nur 3G gilt. Selbst im Pandemie-Jahr 2020 haben immer noch mehr als eine Million Menschen die Verkehrsmittel der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), zu denen die S-Bahnen gar nicht mitzählen, genutzt – und das täglich. Währenddessen waren beim letzten Heimspiel des FC Bayern (gegen Bielefeld) nur mehr 12.000 Zuschauer zugegen, obwohl mehr Fans ins Stadion gedurft hätten. Und von diesen Fans dürfte ein nicht unerheblicher Anteil ohnehin mit dem Auto angereist sein.
Trotz der Gewissheit, dass nur ein verschwindend geringer Prozentsatz aller Infektionen im Freien stattfinden (laut einer groß angelegten irischen Studie sind dies nur 0,1 Prozent!), bleiben nun also wieder hunderte Quadratmeter Freifläche der Stadiontribünen Sperrgebiet. Da der Spielbetrieb nicht in Frage gestellt wird, ist die Konsequenz daraus, dass sich viele Fans in geschlossenen Räumen treffen werden, in welchen das Ansteckungsrisiko um ein Vielfaches höher ist als unter freiem Himmel wie in einem Fußballstadion. So wies der Aerosolexperte und frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, Dr. Gerhard Scheuch erst kürzlich in einem Interview mit n-tv darauf hin, dass auch das unter Vollauslastung ausgetragene Derby in Berlin “zu keinem großen Cluster-Ereignis führen (wird), weil diese Aerosol-Wolke relativ schnell verdünnt wird”.
Von Geisterspielen hält er deswegen auch nichts: "Wenn ich Politiker wäre, würde ich alles dafür tun, um die Leute zu motivieren, ins Freie zu gehen. […] Also, raus an die frische Luft, auf Weihnachtsmärkte, ins Stadion, auch mal in den Park".
Zusammengefasst ist es für uns absolut unverständlich, warum ein Fußballspiel mit geimpften und getesteten Zuschauern ein nicht akzeptables Infektionsrisiko darstellen soll, während zum Beispiel in der bayerischen Staatsoper mit denselben Vorkehrungen (2G+, FFP2-Maskenpflicht am Platz) der Spielbetrieb im INNENRAUM mit 25% Auslastung weiterlaufen darf. Auch im regionalen bayrischen Eishockey sind in den geschlossenen Hallen Zuschauer erlaubt.
Wenn der Staatskanzlei nun einzufallen scheint, dass der Profifußball während der Pandemie einige Privilegien genoss, waren das sicher nicht wir aktiven Fans, die schon letztes Jahr mit Geisterspielen vorliebnehmen mussten. Will man einen Infektionsherd beim Fußball ausmachen, so waren dies in den letzten Wochen wohl eher die Umkleidekabinen. Da muss man gar nicht mal nur nach Sandhausen mit sagenhaften 18 Corona-Fällen schauen, auch wir hatten und haben ja leider einige Fälle im Kader.
Stuft man das dynamische Pandemiegeschehen und die aktuelle Situation auf den Intensivstationen als derart gravierend ein, dass man um tiefgreifende Einschränkungen nicht umhinkommt – und zu dem Schluss kann man durchaus gelangen – dann müsste man daraus konsequenterweise zwei Schlüsse ziehen: Lasst euch impfen! Und: folgt Helge Leonhardt, Präsident des Zweitligisten Erzgebirge Aue, der Ende November davon sprach, dass "wir einen Fußball-Lockdown bis Ende Dezember brauchen" und setzt den Spielbetrieb aus. Auch in der Regionalliga Bayern war dies offenbar möglich: hier wurden am Wochenende in Absprache mit dem Verband fast alle regulären Partien, aber auch Nachholspiele abgesagt.
Daher appellieren wir an die Staats- und Bundesregierung sowie die Verbände, einheitliche, faire und sinnvolle Regelungen für alle Sportarten und Kulturveranstaltungen zu schaffen und auf reine Symbolpolitik zu verzichten.
Euer Club Nr. 12
Mitgliederversammlung 2021
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Auf geht’s Ihr Bayern, kommt zur Mitgliederversammlung!
Vielleicht haben nicht alle die E-Mail im eigenen Postfach bemerkt und dann auch noch die Ankündigung im 51er überlesen. Die Jahreshauptversammlung steht an und mit ihr einige wichtige Entscheidungen.
Beim Antrag zur Satzungsänderung geht es unter anderem darum, ob Mitgliederversammlungen künftig überhaupt noch in Präsenz stattfinden müssen oder ob wir uns statt in der Rudi-Sedlmayer-Halle zukünftig vielleicht nur noch digital vor dem heimischen Bildschirm treffen. Ein weiter Antrag zur Satzung schlägt vor, dass der FC Bayern München e.V. stets mindestens 75% an der AG halten muss. Im Gegensatz zu den bisher festgeschriebenen 70% würde der FC Bayern e.V. beim Verkauf der maximal erlaubten Menge an Anteilen dann weiter ohne Einmischung von Investoren einige grundlegende Entscheidungen treffen können.
Und wer die Medien etwas verfolgt hat, wird mitbekommen haben, dass auch zum Sponsoring durch Qatar Airways ein Antrag einging. Ein Thema zu dem wohl fast jede und jeder eine Meinung hat.
Selten zuvor in den letzten Jahren hatten wir Mitglieder die Möglichkeit zu solch gewichtigen Fragen der Kultur und Außenwahrnehmung unseres Vereins abzustimmen.
25.11.2021, Rudi-Sedlmayer-Halle (AudiDome), kein Einlass nach 19 Uhr
Entscheidet mit über die Zukunft beim FC Bayern.
FC Bayern – Unser Verein!
Não ao cartão do adepto
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Im Rahmen des Spiels Benfica Lissabon – FC Bayern München wurde heute von der Südkurve ein Spruchband mit der Aufschrift
NÃO AO CARTÃO DO ADEPTO
präsentiert.
Nachdem die Freiheiten der portugiesischen Fußballfans bereits in den letzten Jahren durch neu eingeführte Sport-Gesetzgebung massiv eingeschränkt wurden, ist während der Corona-Pandemie, als die Fußballfans auch in Portugal vom Fußball ausgeschlossen blieben, eine weitere drastische Verschärfung vorgenommen worden. Jeder Fan, der eine Karte in der Fankurve oder im Auswärtsblock (sogenannte zonas com condições especiais de acesso e permanência) kaufen will, muss im Besitz einer Fan-ID-Card, der cartão do adepto, sein.
Sie kostet 20 Euro und erfordert eine behördliche Registrierung. Dabei müssen folgende Daten abgegeben werden: vollständiger Name, Wohnsitz, Passnummer, Geburtsdatum, Steuernummer, E-Mail-Adresse, Telefonnummer und Vereinszugehörigkeit. Datenschutz, Freiheiten und durch die Verfassung geschützte Persönlichkeitsrechte, sind am Stadioneingang abzugeben. Zumindest, wenn man in die Fankurve oder den Auswärtsblock will. Andere Bereiche, wie z.B. der VIP-Bereich, fallen beispielsweise nicht unter die Verpflichtung einer Fan-ID-Card.
Darüber hinaus zeigen die Erfahrungen in anderen europäischen Ländern, wie z.B. in Italien, dass der nun auch in Portugal eingeschlagene Weg in eine Sackgasse führt. Auch für Fußballfans müssen Rechte gelten. Wir lehnen die Fan-ID-Card gänzlich ab und fordern die ersatzlose Abschaffung dieser.
Stop UCL Reforms!
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Das Gespenst der Super League war im letzten Frühjahr fast so schnell verflogen wie es aufgetaucht war. In seinem Windschatten und weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit wurde von den UEFA-Gremien aber eine Reform der Europapokalwettbewerbe durchgewunken, die beinahe die gleichen Ziele wie die Super League verfolgt: Mehr Geld und Planungssicherheit für einige wenige Vereine.
Warum lehnen wir diese Reform ab?
- Die europäischen Wettbewerbe werden unnötig aufgebläht
In der Champions League sollen zukünftig alle Mannschaften 10 statt 6 Gruppenspiele absolvieren. Ganz abgesehen von der Mehrbelastung für die Spieler wird es für uns Fans mehr bedeutungslose Spiele geben. Die spannenden KO-Spiele, denen wir allen entgegenfiebern, nehmen prozentual ab. - Der neue Modus raubt zusätzlich die Spannung
Die UEFA will das Schweizer Modell einführen. Es spielen zwar nicht alle Mannschaften gegeneinander, aber alle Vereine werden in einer großen Tabelle geführt. Die ersten 8 qualifizieren sich fürs Achtelfinale, die Plätze 9-24 müssen in die Play-Offs. Nach 10 Spieltagen scheiden also lediglich 33% der Mannschaften aus. Im alten Modus waren nach 6 Spieltagen immerhin 50% aus der Königsklasse ausgeschieden. - Die sportliche Qualifikation wird teilweise ausgehebelt
Spielen in der Champions League schon lange nicht mehr nur die Champions der eigentlichen Nationen soll nun auch für große Vereine mit völlig verkorkster Saison ein Hintertürchen eingebaut werden und zwei Wildcards basierend auf früheren Erfolgen vergeben werden. - Die gesamte Reform geht zu Kosten des nationalen Wettbewerbs
Mehr sichere Einnahmen für die großen Klubs bedeutet, dass die Schere in den heimischen Ligen immer weiter auseinander geht. Serienmeister und klar segmentierte Ligen sind die Folge.
Wir Fans wünschen uns mehr Spannung in den nationalen Ligen, keine Zwei- oder Dreiklassengesellschaften. Europäische Spiele sollen Highlights bleiben, denen man wochenlang entgegenfiebert.
Dafür braucht es Reformen, aber die müssen in eine andere Richtung gehen. Die Zahl der Gruppenspiele darf keinesfalls erhöht werden. Eine Qualifikation zu den europäischen Wettbewerben darf nur auf dem sportlichen Weg über die Vorsaison möglich sein. Die Europapokalteilnehmer müssen mehr Geld an ihre nationalen Mitbewerber abgeben.
So kommen wir in Europa und Deutschland langsam zurück zu dem spannenden sportlichen Wettbewerb, den wir alle sehen wollen.