Ein Perspektivwechsel ist nötig
Nachdem wir uns die vergangenen beiden Tage mit den Fehlentwicklungen im Fußball beschäftigt haben, widmen wir uns heute der Zukunft...
Es ist an der Zeit das Rad zu stoppen. Alle Beteiligten am Mikrokosmos Fußball täten unserer Meinung nach sehr gut daran innezuhalten und einen Wechsel der Perspektive zu wagen. Auch wir Fans müssen uns vom "Höher, schneller, weiter" verabschieden. Es wird nicht immer nur attraktive Spiele geben und bei aller Begeisterung für diesen Sport werden wir es auch überleben, wenn nicht rund um die Uhr im Fernsehen gegen den Ball getreten wird. Solange wir alles mitmachen und alles was uns angeboten wird konsumieren, werden diese Bedürfnisse auch erfüllt werden.
Soll der Fußball ein Konzert der Reichen und Schönen sein? Eine exklusive Veranstaltung für einige wenige Vereine, die dieses Spiel, teilweise mehr schlecht als recht, mitspielen können und wollen?
Oder soll der Fußball nicht doch wieder zum Gemeingut werden, ein verbindendes Element für alle die Menschen, die ihn lieben und sich ihm verbunden fühlen und in welcher Form auch immer daran beteiligt sind?
Dann müssen jetzt Reformen in die Wege geleitet werden. Echte Reformen, nicht nur Lippenbekenntnisse und Beschlüsse, die zwar vordergründig nett ausschauen, bestehende Ungleichheiten aber immer nur weiter verstärken.
Wir beanspruchen nicht für uns, die eine Lösung für alle Probleme des Fußballs zu haben. Wir sind aber fest davon überzeugt, dass unsere Perspektive zu lange geflissentlich ignoriert wurde und es durchaus von Wert wäre, diese einzunehmen und die Scheuklappen abzunehmen.
Ernstzunehmende Reformen beinhalten in unseren Augen Überlegungen zu folgenden Punkten:
- Eine Reduzierung der internationalen Spiele und eine Entzerrung des Terminkalenders zugunsten der nationalen Wettbewerbe
- Eine Reduzierung von Gruppenspielen und mehr KO-Spiele
- Die Abschaffung der an die Länder- und Klubkoeffizienten gekoppelten Qualifikationsplätze aus der aktuellen Reform, sowie allgemein eine geringere Gewichtung beider Koeffizienten
- Die Rückkehr von mehr nationalen Meistern in die Champions League
- Ein funktionierendes Financial Fairplay mit klar vorgeschriebenen Sanktionen, kein Ermessenspielraum für Funktionäre mit Interessenskonflikten.
- Begrenzung von Transfersummen, Gehältern und Beraterhonoraren
- Die solidarische Umverteilung von zumindest 50% der Einnahmen auf nationale Verbände und ihre Vereine.
- Die Stärkung von Mitglieder- und Fanperspektiven in allen Vereinen. In Deutschland bedeutet das den Erhalt und die Stärkung der 50+1 – Regelung, in anderen Ländern müssen Strukturen dafür geschaffen werden.
Vor einem guten Jahr waren wir bereits an einem Punkt, an dem wir dachten, eine Rückbesinnung hätte eingesetzt. Große Worte von Demut und Bodenständigkeit waren zu hören. Fehlentwicklungen wurden benannt und Reformwille bekräftigt.
Seitdem hat sich nichts getan. Nach einer gewissen Zeit der Ruhe wurde, wenn auch in viele schöne Reden verpackt, weiter daran geschraubt, mehr und mehr Geld zu generieren.
Wer glaubt, wir hätten das nicht bemerkt, irrt. Wir erwarten, dass den Worten endlich Taten folgen.
Wir nehmen dafür explizit den DFB und Rainer Koch in seiner Funktion im UEFA-Exekutivkomitee in die Pflicht.
Wir nehmen dafür explizit die DFL und die European Leagues in die Pflicht.
Und wir nehmen unseren eigenen Verein und Karl-Heinz Rummenigge in die Pflicht. Durch seine Rolle in der ECA und dem UEFA-Exekutivkomitee hat er die Zügel in der Hand. Die, so die Darstellung, größten Agitatoren hinter der Super League haben an Macht und Einfluss verloren, nun besteht die Möglichkeit nachhaltige und solidarische Änderungen zu erwirken.
Wir glauben (noch) daran, dass das möglich ist!
30 Jahre Ungleichgewicht
Gestern haben wir unsere Kritik an der aktuellen Reform näher erläutert, heute wollen wir aufzeigen, dass im Fußball schon viel länger strukturelle Ungerechtigkeit herrscht und woran das liegt.
Der Startpunkt ist sicherlich die Einführung der Champions League zur Saison 1992/1993 (genau genommen wurde bereits im Europapokal der Landesmeister 1991/1992 eine Zwischenrunde mit Gruppenspielen eingeführt), die damit verbundenen Gruppenspiele sorgten für mehr garantierte Einnahmen bei den teilnehmenden Vereinen und ein deutlich besser kalkulierbares Risiko. Die momentane Situation ist also das Resultat einer dreißigjährigen Fehlorientierung im Fußball.
Richtig an Fahrt aufgenommen hat diese Entwicklung dann mit der Änderung der Champions League zur Saison 1997/1998, die es auch Vizemeistern ermöglich hat, am Wettbewerb teilzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt wurde aus Attraktivitätsgründen und Gewinnstreben das Teilnehmerfeld immer weiter umgebaut, ab 1999 konnten sich aus einzelnen Verbänden bereits 4 Mannschaften qualifizieren.
Gekoppelt wurde die Verteilung der Startplätze an die bereits erwähnten Länderkoeffizienten. Diese sorgen dafür, dass einige wenige Teams aus großen europäischen Verbänden (Spanien, Italien, England, Deutschland, Frankreich) deutlich regelmäßiger Einnahmen aus dem internationalen Geschäft verzeichnen, sich die Chancen auf Erfolg für Teams aus diesen Ländern erhöhen, was wiederum dafür sorgt, dass weiterhin vermehrt Startplätze für Teams aus diesen Verbänden zur Verfügung stehen. Die Koeffizienten dienen also letzten Endes dazu, das System am Laufen zu halten und sicherzustellen, großen Verbänden und erfolgreichen Teams regelmäßig die Teilnahme und damit höhere Einnahmen zu sichern.
Gleichzeitig müssen selbst die Meister aus kleinen und mittleren Verbänden in die Qualifikation und haben keinen direkten Zugang zum Wettbewerb mehr. Nur 10 von 55 Landesmeistern sind direkt für die Champions League, die Liga der Meister, qualifiziert. Die Ungleichheit und die Abstände zwischen den Verbänden werden dadurch weiter vergrößert.
Darüber gibt es natürlich Ärger und die benachteiligten Verbände fordern immer wieder stärkere Berücksichtigung. Die UEFA hat sich dafür nun in typischer Manier eine Lösung einfallen lassen. Statt Wege zu finden, die Champions League wieder inklusiver zu gestalten, wurde mit der Conference League ein neuer Wettbewerb geschaffen. Der sportliche Wert ist fraglich, aber darum geht es ja nicht. Mehr vermarktbare Spiele bedeuten wieder mehr Einnahmen, und die kleineren Vereine dürfen sich als Globuli über eine Teilnahme am Europapokal freuen, wie sinnlos dieser auch sein mag.
Neben dem dadurch schon vorhandenen Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Verbänden, sorgt dieses System auch für ein ebensolches in den nationalen Ligen, was von den Ligen auch in regelmäßigen Abständen kritisiert wird. Die Einnahmen gehen zu großen Teilen an die Teilnehmer der Champions League, die "Solidaritäts"-Abgaben an die nationalen Ligen spotten dieser Bezeichnung. Wie schon erläutert, sind und waren es immer nur zwischen 5% und 4% der Gesamteinnahmen. Das Resultat davon ist große Ungleichheit in den Einnahmen zwischen den Vereinen in den nationalen Ligen, was wiederum die Spannung stark reduziert. Mit unserem eigenen Verein in Deutschland, Juventus in Italien und PSG in Frankreich führt das zu Serienmeistern. Die Ligen verlieren an Attraktivität, das große Geld lässt sich nur international machen, ein Teufelskreis ist entstanden. Richtig absurd wird es dann an der Stelle, an der die führenden Klubs in Deutschland, vorneweg der FC Bayern und Borussia Dortmund sich einer solidarischen Verteilung der nationalen TV-Gelder verweigern, weil sie die möglichen Einbußen, aufgrund der horrenden Summen, die in anderen Ländern verteilt werden, nicht verkraften wollen und damit mahnen den Anschluss im internationalen Geschäft zu verlieren.
Die Verteilung der Einnahmen ist nicht der einzige Faktor, der diese Ungleichheit befeuert. Investoren drängen seit Jahren in den europäischen Fußball und sorgen für ein enormes finanzielles Ungleichgewicht. Über den negativen Einfluss von Investoren wollen wir uns an dieser Stelle gar nicht im Detail auslassen. Festzuhalten ist aber, dass der momentane Stein des Anstoßes, die Super League maßgeblich durch Investoren vorangetrieben wurde. Fußballfremde Investoren, die ein amerikanisches Verständnis von Spitzensport in den europäischen Fußball tragen möchten und einzig und allein an Gewinnmaximierung interessiert sind. Die Stimme der Fans wird von ihnen erst dann berücksichtigt, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Gerade die Umkehr der englischen Beteiligten bezüglich der Super League-Pläne hat das deutlich gemacht. Fans (sowie Spieler und Trainer) der ältesten Vereine im Fußball waren überrascht, enttäuscht und wütend über die Pläne, die ihre Eigentümer ohne jegliche Rücksicht aus sie beschlossen haben. Das konnte passieren, da es keinerlei Strukturen gibt, die Beteiligung der Fans ermöglicht. Mitgliederbeteiligung oder gar die deutsche 50+1-Regel sind kein Allheilmittel gegen negative Einflüsse, das zeigen die Beispiele von Real Madrid oder dem FC Barcelona in Spanien oder die Ausnahmen der 50+1-Regel, die u.a. für einen Getränkehersteller in Deutschland gelten. Sie können aber ein Weg sein, um Fehlentwicklungen zu verhindern und den Ausverkauf des Fußballs nicht kommentarlos hinnehmen zu müssen.
Es geht aber nicht darum das Lied von den bösen Investoren zu singen, die den armen Leuten den Fußball gestohlen haben. Das mag im Ergebnis so aussehen, mit Diebstahl hat das aber wenig zu tun. Vereine (& auch viele Fans) haben ihnen den Fußball im Streben nach Erfolg zu Füßen gelegt. Der Traum vom internationalen Erfolg hat viele dazu gebracht, die Augen davor zu verschließen, wer sich da einkauft, die Hauptsache war, es fließt Geld. Zumindest bis irgendwann das böse Erwachen folgt. Das ist auch kein reines Problem der Topklubs in Europa. Bis in die unteren Ligen öffnen sich Vereine, in Deutschland durch Ausgliederung der Profiabteilungen, externen Geldgebern, meistens mit dem Heilsversprechen, dass diese Investoren den Verein zurück in höhere Ligen und näher an bzw. bis ins europäische Geschäft bringen.
Dort greift dann theoretisch ein von vor der UEFA vor 8 Jahren eingeführtes Instrument, das Financial Fairplay (FFP), das dafür sorgen soll, dass die Klubs nur geringfügig mehr ausgeben dürfen, als sie einnehmen. Das Problem ist bloß, die Regelung ist zahnlos. Sie ist zum einen zu umgehen, wie Paris St. Germain mehrmals bewiesen hat, zum anderen ist die UEFA, wer hätte es gedacht, keinen Deut besser als die anderen Beteiligten in diesem Zirkus und will den finanzstarken Investoren nicht schaden. Sie sorgen schließlich für ein besser vermarktbares Produkt oder auch einfach direkt für Einnahmen, wie z.B. Nasser Al-Khelaifi, der Präsident von PSG, der gleichzeitig Vorsitzend von BeIN Sports ist, die wiederum Übertragungsrechte an der Champions League besitzen.
Kommt es dann zu nachweisbaren Verstößen, wird meistens mit sanften Strafen reagiert, um die Geldgeber nicht zu verprellen. Zwar wurden im Rahmen des FFP auch schon namhafte Klubs bestraft, die momentanen Schwergewichte des europäischen Fußballs kamen bisher aber weitgehend ungeschoren davon. Wir lassen das einfach mal so stehen.
Die horrenden Summen führen zu einem Wettrüsten bei Transfersummen und Gehältern (und damit einhergehend Beraterhonoraren). Die Spieler werden zu modernen Gladiatoren, die Ausgaben der Vereine für die Kader schießen immer weiter in die Höhe, wer das Spiel nicht mitspielt wird abgehängt. Müßig zu erwähnen, dass die einzige Reaktion darauf immer nur darin besteht, mehr Geld zu generieren, das Rad dreht sich weiter.
Genug des Rückblicks und der Kritik. Schaut morgen wieder vorbei, wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen und erklären, was ein Perspektivwechsel bringen könnte.
Der Wolf im Schafspelz – Warum wir diese Champions League Reform ablehnen
Die Super League wurde gegründet und wieder abgeblasen. Der FC Bayern hatte unabhängig davon einer Teilnahme an diesem "Wettbewerb" eine Absage erteilt und steht nun an der Spitze der "ehrlichen" Fußballverantwortlichen in Europa. Es scheint so, als wäre alles wieder in bester Ordnung im roten München und in Fußballeuropa, das ist aber leider mitnichten der Fall.
Viele Fußballfans sind sicherlich damit zufrieden, dass die Pläne zur Super League durch einen großen Aufschrei gestoppt werden konnten. Wie auch bereits in unserem kurzen Statement vom 20.4. festgehalten, ist aber auch die Reform der Champions League sehr kritisch zu sehen. Inzwischen gibt es auch von ehemaligen und aktuellen Spielern, wie z.B. Ilkay Gündogan, erste Äußerungen in diese Richtung.
Mit der am 19.04. beschlossenen Reform der Champions League wurde ein weiterer Schritt in die falsche Richtung gemacht, weg von Solidarität, Demut und Bodenständigkeit, stattdessen immer weiter hin zu mehr Geld für die großen und sowieso schon reichen Vereine.
Es gibt einige offensichtliche Punkte, die schon des Öfteren thematisiert worden sind, und in denen sich die (reformierte) Champions League nicht von einer Super League unterscheidet:
- Mehr Spiele, um über die Vermarktung noch mehr Geld generieren zu können (225 statt 125 Spiele pro Saison in der Champions League, entscheidend dabei sind nun 10 statt 6 Vorrundenspiele). Das geht sowohl zu Lasten der Spieler, die sich berechtigterweise sowieso über hohe Belastungen beschweren, als auch zu Lasten der Fans. Es ist unseren Augen eine Fehlannahme, dass mehr Spiele im Interesse der Fans sind, viel mehr ist der Wunsch nach spannenderem Wettbewerb vorhanden.
- Die UEFA führt hierzu an, dass die neue Vorrunde im Schweizer Modell für Spannung bis zum Schluss sorgt. Diese These ist zumindest fraglich. Letzten Endes ist es so, dass nur noch die Platzierung in einem gewissen Bereich (Platz 1-8, 9-24) relevant ist. Innerhalb dieser Bereiche macht eine Platzierung kaum einen Unterschied. Eine Platzierung auf Platz 16 oder besser sichert zwar ein Heimrecht im Rückspiel der nächsten Runde, für die Fans ist das aber nicht von besonderer Spannung. Ist ein Bereich sogar gesichert, werden die finalen Spielen zum reinen Schaulaufen, wie das eben bereits momentan der Fall ist, von möglichen Wettbewerbsverzerrungen ganz zu schweigen.
Zudem stellt das neue Modell eine weitere Sicherheit für kriselnde Großvereine dar. Eine schwächere Vorrunde gepaart mit einem starken Auftritt eines kleineren Klubs führte bisher ggf. dazu, dass es nach der Vorrunde in die Europa League ging. Nun garantiert eine entsprechende Platzierung zumindest zwei weitere Spiele und die Möglichkeit trotzdem im Wettbewerb zu verbleiben. Spannung ist also noch viel mehr als vorher erst in der KO-Phase oder maximal bei einzelnen entscheidenden Spielen vorhanden.
Auch darf angezweifelt werden, ob es einem ausgeglichenen Wettbewerb zuträglich ist, wenn die teilnehmenden Mannschaften zwar in einer Gesamttabelle geführt werden, letzten Endes aber nur gegen ein gutes Viertel der anderen Teilnehmer antreten. Unserer Meinung nach öffnet das vor allem Diskussionen über die Fairness Tür und Tor. Die Reaktion darauf könnten noch mehr Spiele sein, das Resultat wäre eine (Super-) Liga unter dem Dach der UEFA. - Die weitere Aushebelung der sportlichen Qualifikation durch zwei Plätze für die Vereine mit den höchsten Klubkoeffizienten, die sich nicht für die Champions League aber für einen anderen europäischen Wettbewerb qualifiziert haben. Klingt kompliziert, heißt im Endeffekt aber nur, dass die Top-Vereine abgesichert sind. Am Beispiel unseres Vereins lässt sich das gut zeigen. Der FC Bayern ist momentan an der Spitze der Klubkoeffizienten geführt. Je nach Konstellation im DFB-Pokal müssten wir daher lediglich 6. oder 7. in der Bundesliga werden, um aufgrund des Koeffizienten trotzdem in der Champions League zu spielen.
Ein praktisches Beispiel: Union Berlin spielt eine überdurchschnittlich erfolgreiche Saison und erreicht den 6. Platz, der zur Teilnahme an der Conference League berechtigt. Die Gegner von Union im nächsten Jahr kommen u.a. aus Bosnien, Nordirland und Norwegen. Großartige Einnahmen würden sie dadurch nicht generieren. Würde der FC Bayern nach einer Katastrophensaison auf dem 6. Platz landen (letztmals vor über 25 Jahren der Fall) dürften wir in der nächsten Saison trotzdem gegen Real, PSG & Co. antreten und würden von den Millionen profitieren, die unter den Teilnehmern der Champions League verteilt werden. Das gleiche sportliche Abschneiden über eine ganze Saison würde komplett unterschiedlich belohnt werden.
Auch wenn wir den Spitzenplatz in der Koeffizientenrangliste wieder abgeben, ist das Risiko einer Nicht-Teilnahme nicht besonders hoch. Innerhalb der Top 10 dieser Liste herrscht kaum Wechsel. Die Wahrscheinlichkeit, dass gleich drei dieser Teams sich nicht für die Champions League qualifizieren und daher eines davon aus dem Teilnehmerfeld fällt, ist äußerst gering. - Sauer stößt es uns auch auf, dass die UEFA, die ECA, die European Leagues, das Exekutivkomitee inklusive nun Rainer Koch und auch unsere Vereinsverantwortlichen, vorneweg Karl-Heinz Rummenigge, sich nun als Retter des ehrlichen Fußballs aufspielen, die im Sinne der Fans handeln, weil sie statt eine Super League einzurichten mit der Reform einen "tollen Kompromiss" geschaffen haben. Als ob die Ablehnung dieses irrsinnigen Projekts eine besondere Leistung wäre. Als ob nicht eben diese Institutionen in den letzten Jahrzehnten den Fußball dorthin manövriert haben, wo er jetzt steht. Als ob die UEFA nicht durch vorauseilenden Gehorsam und ein zahnloses Financial Fairplay dafür gesorgt hat, dass einige wenige Vereine trotz immenser Schulden und Verluste das Geschehen im europäischen Fußball dominieren – Ausnahmen bestätigen die Regel. Als ob nicht alle diese Beteiligten sich gegenüber Fans in den letzten Jahren vor allem dadurch ausgezeichnet haben, Kritik zu überhören und konkrete Lösungsvorschläge zu ignorieren.
Wir wollen an dieser Stelle auch festhalten, dass unser Verein seit Jahren an vorderster Front für diese Reformen und eine weitere Umverteilung hin zu den großen Klubs steht und sich durch geschicktes Taktieren, wie schon eingangs erwähnt, nun eine noch bessere Ausgangsposition geschaffen hat. Karl-Heinz Rummenigge ist als starker Vertreter der ECA ebenfalls zurück im UEFA-Exekutivkomitee, lobt die eigens vorangetriebene Reform in den Himmel und hat sich durch rechtzeitiges Zurückziehen von den Super League-Plänen eine scheinbare moralische Überlegenheit gesichert. Wir vergessen nicht, dass die Super League als Drohkulisse lange auch zu seinem eigenen rhetorischen Repertoire gezählt hat.
Medienberichten zufolge ist nun auch die UEFA dabei einen Investorendeal abzuschließen, um Milliarden in den Wettbewerb zu pumpen, die dann wieder mehrheitlich auf die "Big Player" verteilt werden. Statt also die irrwitzigen Summen in der Super League abzulehnen, wird das Vorhaben kopiert, um die großen Klubs zu besänftigen. - Diese Ungleichverteilung der generierten Gelder ist das größte Problem im europäischen Fußball und das wird auch mit der aktuellen Reform nicht angegangen. Die Schere in Europa und innerhalb der heimischen Liga geht deshalb auseinander, weil die großen Vereine aus den großen Fußballnationen unverhältnismäßig mehr Geld bekommen, ihre Kader dementsprechend aufstellen, der Konkurrenz (vor allem national) weit enteilen und damit wieder höhere Einnahmen generieren. Dies könnte nur gelöst werden, wenn die Einnahmen in viel höherem Ausmaß solidarisch auf die nationalen Ligen und Verbände verteilt werden. Die UEFA hat zwar noch keine aktuellen Zahlen festgelegt, die Diskussion zwischen den Beteiligten hat sich kurz vor der Reform aber lediglich darum gedreht, ob nun 4 oder doch lieber wieder 5 Prozent der jährlichen Gesamteinnahmen an Vereine fließen, die nicht europäisch spielen. Dass dies so oder so bestehende Verhältnisse zementiert, sollte eigentlich jedem klar sein.
Bei Betrachtung all dieser Punkte fällt eine Sache auf: Die aktuelle Reform ist lediglich ein, wenn auch weitreichender, weiterer Schritt zur Ungleichheit im europäischen Vereinsfußball. Eine bloße Rücknahme der Reform wäre zwar erfreulich, aber würde kaum positiven Effekt haben.
Der Fußball ist nämlich durchaus reformbedürftig, nur in eine ganz andere Richtung als die Offiziellen es wahrhaben und verfolgen wollen. Die Ursachen für die aktuelle Schieflage liegen nämlich nicht, wie gerne behauptet, in der Corona-Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen, sondern sind über Jahrzehnte entstanden. Das letzte Jahr war lediglich ein Katalysator und hat viele Fehler schonungslos aufgezeigt.
Bevor wir uns diesen Ursachen widmen, kommen wir nicht umhin Selbstreflexion zu betreiben. Zwar haben die Fanszenen, manche mehr, manche weniger, einzelne Fehler benannt und kritisiert, letzten Endes können und konnten aber auch wir uns der Faszination Europapokal nicht entziehen. Als Fan gibt es nicht größeres seinen Verein in Europa spielen zu sehen und den eigenen Farben durch Europa zu folgen. Jede Qualifikation für einen entsprechenden Wettbewerb wird gefeiert und kaum eine Fanszene träumt nicht davon europäisch zu spielen, egal wie lange her oder unrealistisch das sein mag. Gerade wir als Fans des FC Bayern München genießen es Jahr für Jahr weit entfernte Ziele anzusteuern.
Wir wollen das auch niemandem schlecht reden. Deswegen sind wir Fußballfans geworden, wegen dieser Emotionen und wegen dem festen Glauben, dass jeder Verein es schaffen, auf dem Weg aber auch scheitern kann. Nur wird dieser Glaube mehr und mehr zunichte gemacht.
Wenn Euch interessiert, wie der europäische Fußball in diesem Dilemma gelandet ist, schaut morgen wieder hier vorbei, wenn wir uns mit dieser Frage beschäftigen. Am Montag blicken wir dann in die Zukunft und sagen an, welche Überlegungen ernstzunehmende Reformen unserer Meinung nach unbedingt enthalten müssen.
Südkurve München
Nein zur Super League, Nein zur beschlossenen Reform – Bayernfans gegen den Ausverkauf des Fußballs
Mit ihrer Ankündigung zukünftig aus dem europäischen Wettbewerbssystem auszusteigen, schockten 12 internationale Spitzenclubs am Sonntag die Fußballöffentlichkeit.
Mit einer privaten Eliteliga hebeln sie das Grundprinzip jedes Wettbewerbs aus. Es steht nicht mehr der faire, sportliche Wettkampf um Titel im Vordergrund, sondern die finanzielle Planungssicherheit und Gewinnmaximierung von 15 bzw. 20 handverlesenen Vereinen werden zu den obersten Maximen.
Auf den gleichen Prämissen fußt auch die am Montag durchgewunkene Champions League Reform. Mehr Spiele und zusätzliche sichere Qualifikationswege bedeuten garantierte und höhere Einnahmen. Die Super League verabsolutiert nun diese Idee, die hinter der Reform stand.
Trotzdem konnten wir bisher von keinem Vertreter unseres Vereins eine klare Distanzierung von der Teilnahme an einer Super League vernehmen. Wir fordern, dass sich die Verantwortlichen beim FC Bayern klar zu einem Verbleib in den bestehenden Wettbewerbsstrukturen bekennen, statt sich eventuelle Hintertürchen offen zu halten. Die Teilnahme an der Super League darf keine Option sein.
Mit der Abspaltung der 12 Klubs ist auch das zentrale Argument für die gerade beschlossene Champions League Reform, die ständig als Allheilmittel gegen eine solche Superliga ins Feld geführt wurde, hinfällig. Wir fordern den FC Bayern auf, sich für eine Annulierung des Reformbeschlusses und eine Neuaushandlung im Sinne der Fußballfans einzusetzen.
Der FC Bayern hat in dieser turbulenten Zeit die Möglichkeit und Verpflichtung seine Stellung dafür einzusetzen, den Fussball über Worthülsen hinaus bodenständig und demütig zu gestalten.
Südkurve München