Stellungnahme zu den Vorkommnissen in Sinsheim
Servus,
zu den Vorkommnissen beim gestrigen Spiel in Sinsheim nehmen wir wie folgt Stellung:
Der Club Nr. 12 versteht sich als die Vereinigung der aktiven Bayernfans. An dieser Stelle der Vollständigkeit halber noch einmal: Der Club Nr. 12 distanziert sich ausdrücklich von jeder Form von Rassismus, Sexismus, Homophobie und Diskriminierung.
Die optischen Aktionen des Club Nr. 12 haben sich beim gestrigen Auswärtsspiel auf die Choreographie zum 120. Geburtstag beschränkt. Die gezeigten Spruchbänder stammen nicht vom Club Nr. 12. Der Club Nr. 12 distanziert sich von den gezeigten Beleidigungen.
Die anschließenden Reaktionen ("hässliche Fratze des Fußballs", "Tag X" usw.), sind allerdings übertrieben und unglaubwürdig. Bei fast jedem Spiel in der Bundesliga und auch weit darunter gibt es Spruchbänder und Banner. Oft genug leider mit beleidigendem Inhalt.
Auch die persönliche Meinungsäußerung vieler Stadionbesucher zeichnet sich nicht selten durch Beleidigungen aus. Solche Beleidigungen werden im Fußballalltag als selbstverständlich hingenommen und sind bei fast jedem Fußballspiel präsent (z.B. wird Timo Werner nicht selten als Hurensohn besungen, BVB-Hurensöhne erklingt an fast jedem Spieltag).
Das ist selbstverständlich kein Freifahrtschein für Beleidigungen aller Art, aber eben wichtig für die Gesamtbetrachtung. Es ist aus unserer Sicht durchaus zu hinterfragen, aus welchen Gründen nun aufgrund Beleidigungen einer einzelnen Person Exempel statuiert und sogar die vom DFB noch vor wenigen Monaten aufgehobenen Kollektivstrafen wieder eingeführt werden (Dortmunder Fans sind für mindestens 2 Jahre aus Hoffenheim verbannt).
Gerade in den letzten Wochen hätte es genug rassistische und sexistische Vorfälle in deutschen Fußballstadien gegeben, bei denen man ein Exempel hätte statuieren können. Man denke etwa an die Beleidigungen von Torunarigha beim DFB-Pokal Schalke gegen Hertha oder von Kwadwo in Münster. In beiden Fällen gab es aber gerade keine Spielunterbrechungen, auf Schalke noch nicht einmal eine Stadiondurchsage. Wenn es aber um einen Mäzen geht, dessen Unternehmen rein zufällig auch noch ein wichtiger und finanzstarker Partner des DFB ist, soll nun eine Grenze überschritten sein.
Sollten DFB und DFL künftig mit gleicher Konsequenz gegen jedwede diskriminierende, beleidigende, rassistische, homophobe, antisemitische und sexistische Äußerungen vorgehen, hätte der gestrige Tag – neben dem fantastischen Fußball unserer Mannschaft in den ersten 75 Minuten – einen weiteren positiven Aspekt.
Club Nr. 12
Offener Brief an das bayerische Innenministerium
Am 03.09.2019 werden die Geschäftsführer und Sicherheitsbeauftragten der bayerischen Profifußballvereine mit Vertretern des bayerischen Innenministeriums zusammenkommen, um sich über sicherheitsrelevante Themen im Rahmen von Fußballspielen auszutauschen.
In den vergangenen Jahren wurde in der öffentlichen Berichterstattung und durch Äußerungen von Politikern teilweise der Eindruck vermittelt, der Stadionbesuch sei mit Gefahren für Leib und Leben verbunden. Es wurde des Öfteren eine neue Dimension von Gewaltkriminalität heraufbeschworen. In regelmäßigen Abständen werden noch härtere Strafen für "die sogenannten Fans" gefordert, abstruse Sanktionen, wie beispielsweise Führerscheinentzüge, umgesetzt und ganze Fanlager kriminalisiert. Insbesondere aktive Fußballfans werden häufig als Gefahr für den "normalen" Stadionbesucher dargestellt.
Doch wie stellt sich die Situation in den bayrischen Stadien tatsächlich dar? Sind die o.g. Szenarien tatsächlich mit Zahlen zu belegen? Müssen fußballbegeisterte Menschen tatsächlich Angst haben, ein Stadion zu betreten und ist die, oftmals hysterisch geführte, Debatte über Fußballfans gerechtfertigt? Um Antworten zu erhalten, stellte Maximilian Deisenhofer, MdL (Bündnis 90/Die Grünen) im bayerischen Landtag eine schriftliche Anfrage an die Staatsregierung.
Der Antwort auf diese Anfrage ist zu entnehmen, dass in der Saison 2018/19 in Bayern ca. 3,6 Mio. (2017/18: ca. 3,4 Mio) Zuschauer die Fußballspiele der Bundesliga, der 2. Liga, der 3. Liga sowie der Regionalliga besuchten. Die Staatsregierung führt aus, Kenntnis darüber zu besitzen, dass sich hierunter 32.313 (30.169) gewaltbereite Fans der Kategorie B und 4.137 (3.794) gewaltsuchende Fans der Kategorie C befinden. Angaben, die bei den folgenden Zahlen zu großer Verwunderung führen.
Im genannten Zeitraum weist die zitierte Statistik 477 (556) Straftaten auf, wobei weder kenntlich ist, um welche Delikte es sich handelt, noch ob die Beschuldigten lediglich angezeigt oder bereits rechtskräftig verurteilt wurden. Des Weiteren zählt die Statistik 88 (98) verletzte Stadiongäste, was einem Anteil von 0,0024 % (0,0029 %) entspricht. Zieht man hiervon die 25 Personen ab, die durch Pfefferspray bzw. Reizgas – und damit durch die Polizei – verletzt wurden, verbleiben 63 Personen. Auch bei diesen 63 Personen ist nicht ersichtlich, ob die Verletzungen durch Gewalteinwirkung (durch gegnerische Fans oder die Polizei), durch Bienenstiche oder beispielsweise Kreislaufbeschwerden resultieren.
Um die Zahlen, und damit die Sicherheit bei Fußballspielen, einschätzen zu können, soll ein Vergleich mit einer anderen Großveranstaltung bemüht werden. Hierbei werden auf die Vergleichszahlen des Münchner Oktoberfestes 2018 zurückgegriffen, bei welchem die Polizei von einer ruhigen und im Wesentlichen friedlichen Wiesn spricht (siehe muenchen.tv und sueddeutsche.de).
Fußballspiele | Oktoberfest | |
---|---|---|
Besucher (insgesamt) | ca. 3,6 Mio. | ca. 6,3 Mio. |
Straftaten (absolut) | 477 | 994 (inkl. 1x Körperverletzung mit Todesfolge) |
Straftaten (auf 100.000) | 13,25 | 15,78 |
Verletzungen Gäste (absolut) | 88 | 3.333 (davon 717 durch Alkohol) |
Verletzungen Gäste (auf 100.000) | 2,44 | 52,90 |
Der Statistik ist zu entnehmen, dass sich die Anzahl der begangenen Straftaten lediglich marginal unterscheidet. Allerdings hat das Oktoberfest im anteiligen Vergleich zu Fußballspielen mehr als 20 Mal so viele Verletzte vorzuweisen.
Unser Ansinnen ist es natürlich nicht, repressivere Maßnahmen auf Volksfesten anzuregen, denn im selben Maße, wie sich die Besucher dort sicher fühlen, verhält es sich im Fußballstadion.
Und trotz der aufgeführten Statistik verschließen wir als Fanhilfen nicht die Augen davor, dass der Fußball in Deutschland nicht gewaltfrei ist – wie es eben auch die Gesellschaft nicht ist. Durch die wiederholte Reduzierung einer ganzen Fangemeinschaft auf wenige, vorgeblich problematische Verhaltensweisen, werden viele positive Aspekte (z.B. soziales Engagement, Ehrenamt, Kreativität) im Sozialisationsfeld Fußball in den Hintergrund gedrängt.
Wir fordern Behörden und Ministerien auf, sich differenziert mit Fanverhalten auseinanderzusetzen und einen sachlichen Diskurs anzustreben.
Im Zuge dessen sind darüber hinaus sowohl die Art und Anzahl, als auch die Einsatzstrategien der an Spieltagen eingesetzten Polizeieinheiten zu hinterfragen. In anderen Bundesländern wurden bereits positive Erfahrungen mit Pilotprojekten gemacht, bei denen die Polizei an Spieltagen defensive Einsatzstrategien verfolgt und sich lediglich im Hintergrund hält.
Das o.g. Treffen vom 03.09.2019 zum Anlass nehmend, stellen wir folgende Forderungen an die Vertreter des bayerischen Innenministeriums:
- Versachlichung der Debatte um Fanverhalten und Fankultur
- Wertschätzung anstelle von Kriminalisierung aktiver Fußballfans
- Reduzierung der Anzahl polizeilicher Einsatzkräfte bei Fußballspielen – angepasst an die aktuellen Rahmenbedingungen in bayrischen Stadien
- Abbau der unverhältnismäßigen Repressionsspirale (insbesondere Betretungs- und Stadionverbote)
Wir erwarten zudem von den Vertretern des bayerischen Innenministeriums sowie der Profifußballvereine im Nachgang des Treffens eine objektive und öffentliche Positionierung zur Debatte "Sicherheit beim Fußball".
Mit freundlichen Grüßen
1860 München: Blaue Hilfe
Augsburg: Rot-Grün-Weiße Hilfe
Bayern München: Südkurve München
Fürth: Weiss-Grüner Hilfefonds
Nürnberg: Rot-Schwarze Hilfe
Regensburg: Fanhilfe Regensburg i.G.
Unterhaching: Südtribüne Unterhaching
Würzburg: Dallenberg Supporters Club
Gedenken an Manni
Wir gedenken heute unserem unvergesslichen Trompeter Manni, der die FC Bayern Fanszene vor einem Jahr leider viel zu früh verlassen musste.
Unser Dank geht dabei insbesondere an Siglinde, die Manni nicht nur in seinen letzten Lebensjahren stets zur Seite stand, sondern nun auch seine Ruhestätte mit Liebe pflegt und gestaltet.
Wir freuen uns über Spenden zur Grabpflege (Club Nr. 12, IBAN DE94 7019 0000 0501 5112 54, Betreff "Manni") oder an das Christophorus Hospiz bzw. die deutsche PSP Gesellschaft.
Sonderzug zum Pokalfinale in Berlin
Servus Bayernfans,
die Anmeldung für unseren schon traditionellen Sonderzug zum Pokalfinale nach Berlin ist ab sofort möglich. Wie üblich wird der Zug wieder von Fans für Fans organisiert.
Da durch Vorabzusagen von Großgruppen die Mindestteilnehmerzahl bereits erreicht ist, haben wir den Zug schon fest gebucht, er wird also auf jeden Fall stattfinden.
Alle nötigen Infos sowie die Anmeldung findet ihr unter auswaerts.clubnr12.org.
Euer
Club Nr. 12 Auswärtsteam